Arbeits- und Ausbildungsmarkt : 1.000 Jugendliche sind durch Corona aus dem Kontaktnetzwerk gefallen

Während der pandemiebedingten Lockdowns sind in den Landkreisen Lörrach und Waldshut rund 1.000 Jugendliche aus dem Kontaktnetzwerk der Arbeits- und Ausbildungsvermittlung gefallen. Diese Zahl nannte Horst Eckert, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Lörrach im Gespräch mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Rita Schwarzelühr-Sutter. Sie zurückzuholen ist eine der dringlichsten Aufgaben für den Neustart der Präsenzkontakte. „Für die Zukunft ist wichtig, dass wir die Begleitung der jungen Menschen intensivieren und möglichst früh in ihrer beruflichen Orientierung mit nachhaltiger Wirkung beginnen lassen“, sagt die Abgeordnete.

Die Gesamtbilanz für den Arbeitsmarkt in der Region ist nach wie vor positiv. Der Rückgang der Beschäftigung liegt bei 1,6 Prozent. „Die Kurzarbeit hat eine Entlassungswelle und die Abwanderung von Fachkräften verhindert“, sagt Horst Eckert mit Blick auf die gerade veröffentlichten Arbeitsmarktdaten. Etwa 100 Millionen Euro Kurzarbeitergeld seien während der Pandemiemonate in  die Landkreise Lörrach und Waldshut geflossen. „Damit haben wir unser vorrangiges Ziel erreicht, die Betriebe in der Krise zu stützen und Arbeitsplätze zu erhalten“, sagt Rita Schwarzelühr-Sutter. Das gilt auch für die Ausbildungsprämie, mit der Betriebe motiviert werden, ihr Ausbildungsangebote während der Pandemie aufrecht zu halten. „Wenn wir einer sinkenden Ausbildungsquote entgegenwirken, steuern wir gleichzeitig auch dem Fachkräftemangel entgegen“, so Schwarzelühr-Sutter

Nach mehr als sechs Monaten Betreuungsarbeit aus dem Homeoffice heraus beginnt für die Mitarbeiter der Arbeitsagenturen jetzt die Rückkehr ins Büro und in die Normalität. Die persönliche Beratung muss sich jetzt wieder genauso einspielen wie die Umstellung auf die Online-Betreuung zu Beginn der Pandemie. Telefonisch zu erklären, wie der Vermittlungsprozess im Einzelfall zu steuern sei, habe sich als sehr aufwändig erwiesen, sagt Peter Bless von der Waldshuter Geschäftsstelle

Reagiert hat die Arbeitsagentur auf den ungewohnten Beratungsbedarf mit massiver Verstärkung der telefonischen Verfügbarkeit in einem Zwei-Schichten-Betrieb. „Unsere Mitarbeiter haben es als Herausforderung gesehen, gerade in der Pandemiezeit für unsere Kunden da zu sein“, so Bless. Dass es dafür dann doch noch mehr Lob als Kritik gab, freut die Verantwortlichen in den Arbeitsagenturen.

Trotz dieser Anstrengungen hat sich nicht vermeiden lassen, dass gerade bei den Jugendlichen im Übergang zwischen Schule und Beruf wichtige Kontakte und Vermittlungsprozesse abgebrochen wurden. „Betroffen sind leider vor allem junge Menschen, die eigentlich auf eine stabile Begleitung angewiesen sind, um weiter zu kommen“, sagt Agenturchef Horst Eckert. Das liege unter anderem daran, dass die konzertierte Betreuung von Arbeitsagentur, Schule, Behörden nach wie vor oft zu spät einsetze. „Wir fühlen uns da als Treiber, stoßen aber immer wieder an Ecken und Kanten“, so Horst Eckert weiter, beispielsweise weil Transformation und Digitalisierung der Prozesse nicht abgestimmt und auch nicht mit der notwendigen Geschwindigkeit erfolgten.

„Wir müssen früher beginnen, die Jugendlichen in der Orientierungsphase zu begleiten. Dazu ist notwendig, dass die Betreuungsangebote aller Beteiligten unterbrechungsfrei über die Jahre hinweg gewährleistet wird“ sagt dazu die SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter. Notwendig sei ein Unterstützungsangebot, das die jungen Menschen in ihrem Selbstvertrauen stärke und dazu befähige, selbständig den Berufseinstieg zu meistern.

 

Foto: Zwischenbilanz der regionalen Arbeitsagenturen am Ende des dritten pandemiebedingten Lockdowns: Peter Bless, Geschäftsstelle Waldshut, SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter und Horst Eckert, Vorsitzender der Geschäftsführung. | Foto: Büro RSS