„Den sichersten Standort für das Endlager wählen“

Am Wochenende wurde im schweizerischen Marthalen gegen ein atomares Endlager im Züricher Weinland protestiert. Und gegen die gerade wieder aufkeimende Idee, in der Schweiz doch noch neue Atom-kraftwerke bauen zu wollen. „Die Produktion von Atom-Müll muss schnellstmöglich aufhören“, sagte die deutsche SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter, die bei der Kundgebung jenseits des Rheins über die Beteiligung Deutschlands an der schweizerischen Standortsuche sprach. Sie forderte den schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien und maximale Sicherheit bei der Auswahl eines Standortes für das Endlager.

Das Gebiet zwischen Benken und Marthalen vis-à-vis von Jestetten und  Lottstetten gilt als einer von drei möglichen Standorten für das Atom-Endlager der Schweiz. Voraussichtlich im September wird die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) das Ergebnis der Standortauswahl bekannt geben. Auf der Kundgebung in Marthalen wurde von verschiedenster Seite kritisiert, dass im bisherigen Aus-wahlverfahren die Auswirkungen und Risiken eines atomaren Tiefenlagers nicht ausreichend untersucht und offengelegt wurden, so dass es für die Entscheidung noch keine ausreichende Grundlage gebe.

„Es braucht auf lange Sicht eine sichere Entsorgung des Atom-Mülls. Dieser Aufgabe und der damit verbundenen Verantwortung dürfen wir uns mit Blick auf die nachfolgenden Generationen keinesfalls entziehen. Aber zuerst einmal muss auch klar sein, dass die Produktion von Atom-Müll unbedingt beendet wird. Wir dürfen das Entsorgungsproblem nicht ins Unendliche vergrößern. Statt weitere Atomkraftwerke zu planen, müssen wir die Erneuerbaren Energien konsequent ausbauen“, sagte die Waldshuter Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD) auf der Kundgebung in Marthalen. Sie verglich die aktuelle Diskussion über eine erneute Abkehr vom Atomausstieg mit einer „alten Schallplatte“. Der Neubau von Atomkraftwerken verursache immense Kosten, die nicht tragbar seien. Die Bauzeit betrage wie ein Beispiel in Frankreich zeigt mehr als 20 Jahre.

Mit Blick auf die deutsche Endlagersuche sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete, dass beispielsweise Bayern besser die Erneuer-bare Energie  voranbringen sollte, statt sich in vorsorglicher Ablehnung von Atomendlagern auf eigenem Boden zu verkämpfen. Denn auf bei-den Seiten des Rheins liege es in der politischen Verantwortung, den Standort für ein Endlager zu finden, der größtmögliche Sicherheit biete – solange der Atommüll in der Oberflächenanlage behandelt werde – und für eine nach menschlichen Maßstäben unvorstellbar lange Zeit darüber hinaus. „Allein bis alles unter der Erde ist, dauert es Jahrzehnte. Und so lange ist es eben auch oben gefährlich. Und der oft zitierte Vergleich, dass es nicht gefährlicher sei als eine Tankstelle, stimmt halt vorne und hinten nicht. Deshalb werden wir von der deutschen Seite aus den Plan der Schweiz für ein Tiefenlager weiter kritisch verfolgen, insbesondere hinsichtlich der radiologischen Auswirkungen“, sagte Rita Schwarzelühr-Sutter weiter.

Die drei von der Nagra untersuchten Standorte, die noch im Auswahl-verfahren der schweizerischen Endlagersuche sind, liegen allesamt in der Grenzregion. Die mit der Verpackung und Einlagerung des Atom-Mülls verbundenen Umwelteinflüsse und Gefahren betreffen somit die deutschen Nachbargebiete in gleichem Maße. „Bei der Auswahl eines Standortes für ein atomares Endlager dürfen wir keine Fehler machen. Denn wir vergraben auf eine Million Jahre – das sind 30.000 Generationen – ein gewaltiges Risiko in der Erde. Deshalb muss es das sicherste Endlager sein, das gefunden werden kann“, sagt die SPD-Abgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter.