„Die Entscheidung für den Atomausstieg war richtig“

Auf die bereits verheerenden Auswirkungen eines gewaltigen Tsunamis an Japans Küste folgte am 11. März 2011 die Atomkatastrophe von Fukushima. Als Staatssekretärin für nukleare Sicherheit war Rita Schwarzelühr-Sutter später am Unglücksort und hat beobachtet, wie in den Gebieten rund um die explodierten Reaktoren aufgeräumt und dekontaminiert wird. Zum 10. Jahrestag des Reaktorunglücks sagt sie:

„Zehn Jahre nach dieser großen nuklearen Umweltkatastrophe von Fukushima kann ich nicht nachvollziehen, warum führende Industrieländer wie Frankreich mitten in Europa immer noch auf diese Risikotechnologie setzen.  Warum sie die Laufzeiten ihrer über 40 Jahre alten Atomkraftwerke noch weiter verlängern wollen. Oder warum die Schweiz erst gar keine Laufzeitenbegrenzung festgesetzt hat.

Ich habe mir ein eigenes Bild von  der Atomruine in Fukushima machen können. Ich habe gesehen, wie dort versucht wird, einen ganzen Landstrich zu dekontaminieren. Trotzdem haben dort viele Menschen ihre Heimat verlassen müssen, weil die Strahlenbelastung in der Umgebung um ein Vielfaches über den Normalwerten lag. Und eine Wiederansiedlung ist auch heute noch mit schwer abzuschätzenden Risiken verbunden.

Deutschland hat sich nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima in einem parteiübergreifenden Konsens dazu entschieden, bis Ende des nächsten Jahres aus der Nutzung der Atomenergie auszusteigen. Vor dem Hintergrund, dass Radioaktivität nicht an den Grenzen halt macht – schon gar nicht im dicht besiedelten Europa – muss dieser  Ausstieg aus der veralteten Risikotechnologie die logische Konsequenz sein.

Auch wenn einige von sogenannten „small modular reactors“ (SMR) als Zukunftstechnologie der Atomenergie  träumen – damit würde das Risiko nur verteilt und es bleibt das Problem des Atommülls, den niemand haben will. Mal ganz davon abgesehen, dass es noch nicht einmal einen Prototypen einer solchen Anlage gibt.

Mit der Atomkraft sind nicht nur unbeherrschbare Risiken und die Frage der Entsorgung radioaktiver Abfälle verbunden. Auch in der Klimaschutzdebatte bietet die Atomkraft keine Lösung. Ihr Anteil am weltweiten Energieverbrauch beträgt gerade einmal fünf Prozent. Sie kann schon deshalb keinen substanziellen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele liefern, und schon gar nicht in absehbarer Zeit. Außerdem ist sie viel zu teuer.

Die Zukunft liegt in den Erneuerbaren Energien. Sie sind eine deutlich günstigere und sichere Alternative. Europa sollte sich diese Chance der Energiewende nicht entgehen lassen.“

 

Die Frage, ob Nachhaltigkeit und Klimaschutz neue Argumente pro Atom sind, hat die Staatssekretärin und SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter heute, am 10. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima, auf einem virtuellen Panel des Bundesumweltministeriums unter anderem mit Prof. Dr. Klaus Töpfer und Jürgen Trittin diskutiert.