Ein Leuchtturmprojekt mit großem Nutzen für die Region: Caritas Hochrhein bildet Pflege-Azubis aus dem Kamerun aus

Pflegerinnen und Pfleger braucht das Land und mit dem bereits voranschreitenden Renteneinstieg der Baby-Boomer-Generation drängt nun auch die Zeit. Ausbildungsstätten reagieren bereits mit großem Engagement und gut überlegten Lösungsansätzen, um ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Doch welche Möglichkeiten gibt es für sie, um mehr Interessierte Menschen zu einer Pflege-Ausbildung zu bewegen? Welche Hürden müssen die Ausbildungsstätten und die Auszubildenden bewältigen?

Die Caritas Hochrhein stellt sich auf Ausbildungsbörsen vor und bietet Praktika an. Und es gibt die Möglichkeit für Menschen aus Drittstaaten eine Ausbildung in Deutschland zu absolvieren. Drei junge Frauen aus Kamerun lernten Deutsch, bewarben sich für eine Ausbildung als Pflegefachkraft in Deutschland und legten mehr als 4000 Kilometer zurück um an den Hochrhein zu kommen. Seit September 2022 sind sie nun in Wehr bei der Caritas Hochrhein, wo sie lernen Verbände anzulegen, Medizin und Spritzen zu verabreichen und empathisch mit dem Pflegebedürftigen umzugehen. . „Wir haben schon in Kamerun Deutsch gelernt und haben uns daher direkt sehr wohl bei der Caritas in Wehr gefühlt. Wir haben auch gute Noten in der Schule – das ist ein schönes Gefühl“, erzählt eine der Azubis der SPD-Bundestagsabgeordneten Rita Schwarzelühr-Sutter, die die Auszubildenden vor Ort besuchte.

 

Geschäftsbereichsleitung Peter Schwander und Geschäftsführer Rolf Steinegger freuen sich über das große Interesse und die guten Ausbildungserfolge der kamerunischen Auszubildenden: „Wir bekommen Bewerbungen aus der ganzen Welt. Doch die Verfahren sind aufwendig. Mit einer E-Mail aus Kamerun von fünf Frauen die nach Wehr kommen wollen ging nun diese Erfolgsgesichte los“, erklären die beiden Vertreter der Caritas.

 

Die SPD-Abgeordnete lobt das Projekt und sagt zu auch im weiteren Verlauf die Initiative zu unterstützen: „Die Bedarfsberechnungen sprechen eine klare Sprache. In nahezu allen Sektoren sind wir auch Fachkräfteeinwanderung angewiesen, jedoch ganz besonders in der Pflege. Ich freue mich, dass wir mit dieser Initiative der Caritas ein echtes Leuchtturmprojekt am Hochrhein haben, welches auch andere Ausbildungsstätten inspirieren kann und zeigt, was möglich ist.“

 

„Das Bewilligungsverfahren ist zugegebenermaßen reichlich bürokratisch. Die Caritas Hochrhein hat hier einige Erfahrungen gemacht angefangenen von Unterlagen, die für jeden Einzelnen eingebracht werden müssen über das Vorhalten von Wohnungen bis zur Visabewilligung. „Wo ich helfen kann, habe ich geholfen und unterstütze gerne dieses Projekt, weil ich davon überzeugt bin. Wichtig ist mir dabei aber auch, dass sich die jungen Frauen hier wohl fühlen und gerne bei uns am Hochrhein bleiben. Und da freut es mich auch, dass sie schon unseren alemannischen Dialekt verstehen“, so Schwarzelühr-Sutter.

 

Für den Ausbildungsjahrgang 2024 liegen uns bereits 25 Bewerbungen aus dem Kamerun vor. Wir sind zuversichtlich, dass auch in dieser Runde einige geeignete Bewerber dabei sind. Für das anstehende Ausbildungsjahr hoffen wir, dass die Visagenehmigungen schneller abgewickelt und deutlich früher erteilt werden. Da im letzten Jahr die Genehmigungen teilweise viel zu spät kamen, haben unsere Auszubildenden teilweise die ersten Ausbildungstage verpasst. Das darf eigentlich nicht sein.“, erklärt Rolf Steinegger. Er fügt hinzu, dass auch einige Anforderungen zur Genehmigung nicht nachvollziehbar sind. Beispielsweise müssen die Auszubildenden aus dem Ausland mindestens vier Monate im Voraus eine Wohnungszusage in Deutschland vorweisen können.

 

Doch nicht nur mit der Ausbildungsinitiative setzt die Caritas-Hochrhein ein zukunftsfähiges Modell durch. Von den Angestellten wird auch das neu eingeführte zeitbezogene Pflegemodell positiv aufgenommen.  Für jeden Hausbesuch vereinbart die Sozialstation mit den Patienten die tatsächlich aufzubringende Zeit, die die Angestellten zur Ausführung ihrer Tätigkeiten benötigen. „Auf diese Weise garantieren, dass wir unsere Mitarbeiter je nach Bedarf genügend Zeit haben, um ihren Tätigkeiten gut und ohne Zeitdruck nachzugehen. Gleichzeitig befähigt es sie, effektiver mit ihrer Zeit umzugehen. Dieses neue Pflegemodell ist aber mehr als das. Es ist auch eine Vertrauenszusage an unsere hartarbeitenden Pfleger, und Betreuungskräfte viele weitere, die den Betrieb am Laufen halten.“, sagt Rolf Steinegger. Für die Caritas ist es wichtig, dass die Arbeitszeiten an die Bedürfnisse der Pflegerinnen und Pfleger angepasst werden. Ausbildungsleisterin Elena Welz erklärt: „Ich glaube das Gehalt ist nicht das größte Problem in der Pflege. Es sind die langen und anstrengen Touren die Frage, ob der Beruf beispielsweise vereinbar ist mit eigenen Familienpflichten“.