„Mindestlohn für die Region unabdingbar”

19 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten im Landkreis Waldshut haben ein Monatseinkommen von weniger als 2.284 Euro brutto und gelten damit als Geringverdiener. Das hat eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung ermittelt. „Das zeigt, dass der Mindestlohn von zwölf Euro für die Region unabdingbar ist“, sagte dazu die SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter. „Ich bin froh, dass Bundesarbeitsminister Hubertus Heil die Erhöhung noch in diesem Jahr durchsetzen möchte. Wenn wir Leistungsgerechtigkeit wollen und den Wert von Arbeit zu schätzen wissen, ist das unabdingbar. Der Anteil der Frauen unter den Geringverdienern ist noch immer besonders hoch, und darüber hinaus spielt das Einkommensniveau gerade hier in der Grenzregion für die Entwicklung des Arbeitsmarkts eine entscheidende Rolle“.

Der Kreis Waldshut hat nach dieser Studie für 2020 mit 19 Prozent in Baden-Württemberg den höchsten Anteil an Geringverdienern unter den sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten. Für den Kreis Breisgau-Hochschwarzwald werden 18,3 Prozent genannt. Aus den Zahlen der WSI-Studie geht hervor, dass am 31.12.2020 von insgesamt 11.367 vollzeitbeschäftigten Frauen im Landkreis Waldshut 3.513 weniger als 2.284 Euro verdienten, das sind 30,9 Prozent. Bei den Männern lag der Wert mit 2.871 von 22.275 Vollzeitbeschäftigten bei 12,9 Prozent. Jeweils ähnliche Prozentwerte verzeichnet die Studie auch für den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Einer der landesweit schlechtesten Werte wird für den Landkreis Waldshut auch beim Gastgewerbe genannt. Von 1.307 Vollzeitbeschäftigten in diesem Bereich wurden 970, das sind 74,2 Prozent, als Geringverdiener eingestuft. Für die Region Breisgau-Hochschwarzwald lag diese Quote bei 65,5 Prozent.

Als Geringverdiener gilt, wer mit einem Bruttogehalt bezahlt wird, das unter 2.284 Euro liegt. Dieser als Grenzwert geltende Betrag leitet sich aus zwei Dritteln des durchschnittlichen Bruttogehalts aller Vollzeitbeschäftigten in Deutschland ab. Zur vollständigen Studie geht’s hier.

„Auch wenn diese Studie den Arbeitsmarkt im Südwesten nicht umfänglich abbildet, weil sie Grenzgänger nicht berücksichtigt, und auch wenn die Region im bundesweiten Vergleich im Durchschnitt von 18,7 Prozent liegt, sprechen wir hier über ernstzunehmende Indikatoren, wenn beispielsweise der Frauenanteil unter den Geringverdienern bei 30 Prozent und damit deutlich mehr als das Zweifache höher liegt als bei den Männern“, sagt Rita Schwarzelühr-Sutter. „Und wenn drei Viertel der Vollzeitbeschäftigten im Gastgewerbe als Geringverdiener nach Hause gehen, spiegelt das auch etwas von der Attraktivität der Arbeitsplätze in dieser Branche wider. Ich verkenne dabei nicht die äußerst schwierige Lage, in der sich gerade das Gastgewerbe nach der langen Pandemiezeit befindet. Aber Einkommen bedeutet auch Kaufkraft, und besseres Einkommen steigert die Attraktivität von deutschen Arbeitsplätzen im grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt.“