Neue Klagen über Bahnbetrieb auf der Hochrheinstrecke

Die Beschwerden über Leistungsmängel auf der Hochrheinbahn reißen nicht ab. Jüngste Meldungen von Bahnfahrer*innen beklagen, dass teilweise auch in den Hauptverkehrszeiten nur ein Wagen eingesetzt worden sei. „Das darf gerade jetzt nicht passieren“, sagt die SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter, „in Corona-Zeiten brauchen wir verlässliches und ausreichendes Wagenmaterial.“ Die Bahn hatte zuvor den Wagenmangel mit Ausfällen von veraltetem Zugmaterial begründet.

Nachdem in den vergangenen Tagen neben den schon seit langem bekannten Beschwerden von Bahnfahrer*innen bezüglich Verspätungen und Ausfälle von ganzen Zugfahrten jetzt neue Klagen hinzugekommen sind, hatte die SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter die Deutsche Bahn und die Nahverkehrsgesellschaft zu Stellungnahmen aufgefordert. Neu sind Meldungen, dass auf der Hochrheinstrecke Züge, insbesondere der Baureihe 612 (IRE), immer häufiger mit nur einem Wagen verkehren – und das auch zu Hauptverkehrszeiten.

Die Deutsche Bahn und die Nahverkehrsgesellschaft, haben in ihren Antworten an die Bundestagsabgeordnete darauf hingewiesen, dass die Reduktion des Wagenmaterials nicht gezielt veranlasst worden sei, sondern jeweils durch aktuelle Ausfälle von veraltetem Zugmaterial verursacht werde. Von den eigentlich mit zwei Zügen der Baureihe 612 geplanten Fahrten auf der Hochrheinstrecke könnten aus diesem Grund mitunter täglich mehrere Fahrten nur mit einem Wagen ausgestattet werden. Von diesen „Schwächungen“ sei der IRE 3060 als einer der wichtigsten Berufsverkehrszüge am Hochrhein ebenfalls immer wieder betroffen. Der IRE 3060 komme solo von Friedrichshafen und soll in Singen ein zweiter Zugteil beigestellt bekommen.

Für Rita Schwarzelühr-Sutter ist die Enge, die durch die Reduzierung in den Zügen entstehe, inakzeptabel. Gerade jetzt in der Corona-Pandemie sei das eine Zumutung für die Fahrgäste. Die SPD-Bundestagsabgeordnete sagt: „Wir können den Menschen nicht Abstandsregeln verordnen und sie gleichzeitig auf dem Weg zur Arbeit dicht an dicht sitzen und stehen lassen.“ Sie fordert Bahn und Verkehrsgesellschaft auf, zeitnah Abhilfe zu schaffen.

Die jüngste Ankündigung des baden-württembergischen Verkehrsministeriums, dass ab Ende 2021 die „Langläufer“-Züge auf der Strecke Waldshut-Singen-Friedrichshafen auf Diesel-Lokomotiven der Baureihe 245 und auf Doppelstockwagen umgestellt werden sollen, wertet sie als Fortschritt, der aber den aktuellen und Bedürfnissen nicht gerecht werde und eindeutig zu spät komme.

Für die Neuauflage des Schienengipfels, wie ihn die CDU gerade vorgeschlagen hat, sieht Rita Schwarzelühr-Sutter keinen wirklichen Bedarf: „Dazu ist eigentlich alles gesagt, wir brauchen fahrende und moderne Züge. Und dass kein Weg an der Elektrifizierung der Hochrheinstrecke vorbeiführt, war bereits Ergebnis des ersten Schienengipfels, zu dem ich 2017 Vertreter*innen des Landkreises, der Bahn und der Landesregierung eingeladen hatte.“

Das Ziel sei klar, so Schwarzelühr-Sutter weiter: „Bis 2025 muss die Hochrheinschiene elektrifiziert werden. Es kann jedoch nicht sein, dass bis dahin die Menschen in Zügen fahren müssen, bei denen es Glückspiel ist, ob sie überhaupt fahren. Ich bin froh, wenn sich die Situation ab Ende 2021 durch Doppelstockzüge noch einmal verbessern lässt, aber es darf die Frage erlaubt sein, warum hier nicht die Pilotprojekte mit Wasserstoffantrieb über die Hochrheinschiene rollen, sondern wieder bereits gebrauchtes Zugmaterial eingesetzt wird. Wir brauchen jetzt nicht den x-ten Gipfel, sondern es würde reichen, wenn die grün-schwarze Landesregierung ihren Job machen würde.“