Schweizer TV-Sender fürs Grenzgebiet – Kooperationen könnten es möglich machen

Die Stadtwerke Konstanz haben einen Weg gefunden, die im deutschen Grenzgebiet beliebten Schweizer Sender SRF1 und SRF2 ins eigene Glasfasernetz einzuspeisen und ihren Kabelkunden wieder zur Verfügung zu stellen. Möglich macht es eine Kooperation mit der österreichischen Kabel-TV Lampert GmbH & Co KG. Dieses Geschäftsmodell sollten deutsche  Kabelnetzbetreiber in der Region nun ebenfalls prüfen.

Nach der Abschaltung des terrestrischen Antennensignals (DVB-T) durch die Schweizer Rundfunkgesellschaft (SRG) im Juni 2019 waren SRF1 und SRF2 nicht mehr in ausländischen Kabelnetzen zu empfangen. Die SRG verschlüsselte stattdessen ihre TV-Signale via Satellit und begrenzte damit die Reichweite auf die Schweiz. Eine Kabeleinspeisung war nicht mehr möglich.

Die Firma Lampert in Rankweil/ Vorarlberg beantragte beim Schweizer Bundesamt für Kommunikation (Bakom) die Bewilligung zur Nutzung einer Schweizer DVB-T-Frequenz. Über den Funkturm auf dem Hohen Kasten, einem rund 1.800 Meter hohen Berg in den Appenzeller Alpen, darf das Unternehmen damit die SRG-Programme unverschlüsselt verbreiten. Weil das Signal auf diesem Weg auch Österreich erreicht („Overspill“), können dortige Kabelnetzbetreiber die SRG-Sender wieder in ihre Netze aufnehmen. Obwohl die Bakom-Lizenz schon im Jahr 2019 bewilligt wurde, ging der Senders laut Lampert erst am 8. Juli 2020 in Betrieb. Als Gründe wurden  Wartungsarbeiten und allgemeine Verzögerungen durch die Corona-Krise genannt.

Die Stadtwerke Konstanz hatten im Januar 2020 zunächst meinen Vorschlag, einen vergleichbaren Senderstandort für die Region zu betreiben, wegen hoher Kosten und rechtlicher Bedenken abgelehnt. Jetzt ist es den Stadtwerken offenbar gelungen, das Signal anderweitig einzuspeisen und lizenzrechtliche Fragen zu klären. Auf Nachfrage hat mir die Firma Lampert erklärt, dass der auf dem Hohen Kasten erzeugte Overspill via UHF-Antenne (Ultrahochfrequenz) am Bodensee empfangbar sei.

Da das Angebot wohl nur zahlenden Kunden der Stadtwerke Konstanz zugute kommen wird, hoffe ich auf weitere Kooperationen. Die Stadtwerke Konstanz sind offenbar bereits mit einem kleinen Netzbetreiber in der Region in Kontakt. Ich wünsche mir für die Bürgerinnen und Bürger am Hochrhein, dass weitere Unternehmen auf den Zug aufspringen und so die Versorgung mit den Schweizer Sendern auch bei uns wieder möglich  wird. Gerade die Erfahrungen mit dem Corona-Virus haben uns noch einmal spüren lassen, wie sehr uns das Fernsehen für den kulturellen Austausch mit unseren Schweizer Nachbarn fehlt.