Gespräch und Staffelstabübergabe in der Fachklinik Schuppenhörnle in Feldberg-Falkau

Zusammen mit dem Filmteam des SWR bin ich erneut einer Einladung des Arbeitskreises Familienhilfe in eine Mutter-Vater-Kind Fachklinik gefolgt, dieses Mal in die Fachklinik Schuppenhörnle nach Feldberg-Falkau. Dieser Besuch fand statt im Rahmen der Kampagne „Reha braucht Dich“ – „Reha-Zukunftsstaffel 2.0“ der Degemed (Deutsche Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation e.V.) als Wiederauflage der erfolgreichen Kampagne aus 2022, die die Themen der Branche bis in den Bundestag brachte.

Begleitet vom Vorstandsvorsitzenden und Geschäftsführer des Dt. Arbeitskreis für Familienhilfe e.V., Benjamin Nickelsen, und der Verwaltungsleitung der Klinik, Astrid Bretthauer-Löffler, begaben wir uns danach direkt in den Speisesaal, wo ich mit anwesenden Familien sprechen durfte. Es folgte eine kurze Hausführung mit einer kurzen Stippvisite in der Turnhalle bei einer Sport-Gruppentherapie und in den Kinderräumen bei der Kinder- und Jugendbetreuung und die Übergabe des Staffelstabs mit Blick in die Weite der Schwarzwaldhöhen.

Im Anschluss startete das gemeinsame Gespräch mit Mitarbeitenden der Klinik und Krankenkassenvertreter Winfried Plötze (Geschäftsführer der Barmer Baden-Württemberg) über die Herausforderungen der Vorsorge- und Reha-Branche und über die dafür benötigten Rahmenbedingungen vonseiten der Politik mit dem Ziel, dass Eltern-Kind Fachkliniken auch in Zukunft ihre wichtige Rolle für die Stärkung der Familien wahrnehmen können. Themen wie gesicherte politische Rahmenbedingungen für die Finanzierung durch die Krankenkassen, wirksame Gesetzesinitiativen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, eine bedarfsgerechte Digitalisierung der Prozesse und Entbürokratisierung wurden angesprochen. Ein negatives Beispiel hierfür sei laut Herrn Nickelsen die systembedingte Notwendigkeit, nach rückwirkend erzielten Vergütungssätzen, tausende bereits gestellte Rechnungen zu stornieren und neu zu erstellen. Herr Plötze führte aus, dass die Krankenkassen finanziell „mit dem Rücken zur Wand stünden“ – das jahrelang verfolgte Ziel der Beitragsstabilität sei dieses Jahr wieder nicht erreicht worden. Um dem zu begegnen, hofften die Kassen auf bessere Einnahmen durch ein Wirtschaftswachstum. Seit rund einem Jahrzehnt hat die SPD immer wieder auf eine Verbesserung der Rehabilitation und Prävention von Krankheiten gepocht. Viele Krankheitskosten und Fehlzeiten können durch Prävention und Reha vermieden werden. Gerade Alleinerziehende und deren Familien müssen entlastet und unterstützt werden. Prävention muss dort ansetzen, wo Menschen noch fest in ihrem Alltag stehen und nicht erst wenn sie kurz vor dem Zusammenbruch sind. Langfristig leisten Prävention und Reha auch einen Beitrag dazu, die Pflegebedürftigkeit im Alter zu reduzieren.  Bianca Richter aus der psychosozialen Abteilung bekräftigte, dass auch in den Kliniken psychische Corona-Spätfolgen, ganz speziell bei zu Corona-Zeiten eingeschulten Kindern z. B. in Form von Keimphobien immer noch deutlich sichtbar seien. Auch seien traumatisierte Menschen aus anderen Ländern, auch der Ukraine, in den Kliniken zu Gast, die dringend Unterstützung benötigten. Generell feststellbare Belastungsfaktoren seien Stress – nicht nur bei den Eltern, sondern auch bei den Kindern – durch die Doppelbelastung Beruf und Familie. Der Anteil der Alleinerziehenden unter den

Patienten steige zudem immer mehr. Auch das hybride Arbeiten und die Gefahr des dauernd Verfügbarseins wurde als Belastungsfaktor angeführt.

Benjamin Nickelsen betonte, dass in den Kliniken durch die Vorsorge-Maßnahmen präventiv mit hohem Wirkungsgrad Familien gestärkt würden. Auch böten gerade die Eltern-Kind-Kliniken die Chance, dass verschiedenste Menschen zusammenkommen und dadurch der aktuell so nötige gesamtgesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt werde. Der Vertreter der Barmer, Herr Plötze, stellte fest, dass Resilienz und Lebenskompetenz in der Bevölkerung allgemein abgenommen habe und gemeinsam überlegten die Anwesenden, was Eltern-Kind-Kliniken an Präventivmaßnahmen anbieten könnten, um das nötige Gesundheitswissen und mehr Lebenskompetenz vermitteln zu können.

Leider steht der Umsetzung aktuell allerdings der allgemeine Mitarbeiter- und Fachkräftemangel in den Kliniken entgegen. Er resultiert aus verschiedenen Gründen – die von den Kassen anerkannten Gehälter bis maximal zur Tarifhöhe sind in einigen Berufsfeldern, wie etwa der Küche oder der Physiotherapie nicht wettbewerbsfähig, die fehlende Qualifizierungsmöglichkeit dadurch, dass keine eigenen Mitarbeiter z. B. in der Pflege ausgebildet werden können, Berufsabschlüsse ausländischer Arbeitnehmer, die nicht oder erst zu spät anerkannt werden. Geschäftsführer Nickelsen plädierte hier für Unterstützung durch die Politik. Zudem betonte er die Wichtigkeit pragmatischer Lösungen in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen für Situationen, in denen die grundsätzlich richtigen, aber absehbar schwieriger werdenden personellen Anforderungen der Krankenkassen zeitweise nicht erfüllt werden können.

Alle Gesprächsbeteiligten bekräftigten übereinstimmend die nach wie vor sinnvolle Errungenschaft der Eltern-Kind Fachkliniken für die Gesellschaft. Mit einem relativ niedrigen Prozentsatz von 0,4 % an den Gesamtkosten der Kassen wird hier viel für die Gesundheit und Robustheit und damit eine bessere Zukunft der Patientenfamilien bewirkt.