Haus der Diakonie in Wehr

(vl) Rita Schwarzelühr-Sutter, Christian Steiner, Hanna Gräb, Heidrun Meyer

Anlässlich eines Neubaus und der längst überfälligen Aufhebung des Wahlausschlusses besuchte ich das Haus der Diakonie in Wehr und sprach mit der Heimleitung und dem Heimbeirat über Themen wie Grundrente, finanzielle Situation der Heimbewohnerinnen und –bewohner aber auch über das derzeitige politische Klima. In den letzten Jahren hat sich viel getan im Bereich Rechte für Behinderte, aber wir sind noch lange nicht am Ziel angekommen. Es ist ein langes Lernen, dass alle Menschen dazugehören, sei es mit Handicap oder nicht. Man sollte meinen, dass vieles selbstverständlich wäre. Ist es aber nicht. Mich besorgt es sehr, dass in einem Deutschland im Jahr 2019 wieder offen gegen Minderheiten gehetzt oder diese diskriminiert werden. Wir feiern dieses Jahr das 70-jährige Jubiläum des Grundgesetzes der Bundesrepublik. Besonders Artikel 3, Absatz 3 stellt klar: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ Wir müssen nicht nur Acht geben davor, dass Diskriminierung wieder salonfähig wird, sondern auch klarstellen, dass die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen ein Verstoß gegen unsere Verfassung ist. Daran anknüpfend bin ich besonders darüber zufrieden, dass der Wahlausschluss vor den Europa- und Kommunalwahlen aufgehoben wurde und alle somit ihr Wahlrecht ausüben können.

Das Haus der Diakonie stand jedoch schon immer für einen Ort, an dem alle Menschen gleich wert waren. Insbesondere die gegenseitige Unterstützung in dieser durch Konsum geprägten Gesellschaft wird hier vorgelebt. Für die Heimbewohner bedeutet das Haus der Diakonie die bestmögliche Betreuung im Leben. Auch wenn einige natürlich ihre Familien vermissen, so genießen sie hier ein hohes Maß an Eigenständigkeit und können sich selbst verwirklichen. Unterstützt wird dies durch die Heimleitung, die im ständigen Austausch mit dem Heimbeirat steht und die Anliegen der Bewohnerschaft ernst nimmt.

Den Vorbildcharakter hat das Haus der Diakonie vor allem Paul Gräb zu verdanken. Er war maßgeblich dafür verantwortlich, dass es einen Austausch zwischen der Wehrer Bevölkerung und den Heimbewohnern gibt. Durch die von ihm organisierten Kunstaustellungen wurde beispielsweise deutlich, dass die Arbeiten von Menschen mit Behinderungen und von Menschen ohne Handicap nicht zu unterscheiden waren. Er sorgte dafür, dass das Haus der Diakonie nicht nur eine Betreuungsstätte ist, sondern dass die Bewohnerinnen und Bewohnern die Institution als Familie bezeichnen können. Paul Gräb ist und bleibt so unvergessen. Eine besondere Freude war es mir daher, dass seine Frau und Stiftungsmitgründerin Hanna Gräb ebenfalls dem Gespräch beiwohnte und wir gemeinsam über die Hanna und Paul Gräb Stiftung sprechen konnten.