„Bildung ist mehr als nur der reine Wissenstransfer.“
Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesinnenministerium und SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter tauschte sich in der Weihermatten-Grundschule in Bad Säckingen mit Bürgermeister Alexander Guhl und den Schulleiterinnen Dr. Sonja Birkle und Monika Berger zu den Herausforderungen in den Grundschulen und zu den Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Schulen aus. „Sei es in den Bereichen Gesundheit, Grundversorgung, Sicherheit oder eben Bildung – Krisen zeigen unsere Defizite schonungslos auf. Darum bin ich hier bei Ihnen – um diese Defizite gemeinsam anzusprechen und direkt vor Ort zu hören, wo der Schuh drückt.“, sagt die SPD-Bundestagsabgeordnete zu Beginn des Gesprächs. Anlass des Austausches ist die Einrichtung einer neuen Vorbereitungsklasse (VKL) für 23 Schüler:innen aus der Ukraine in der Weihermatten-Grundschule.
„Die VKL wurde erst am 28. April 2022 eingerichtet“, erläutert Dr. Sonja Birkle, Schulleiterin der Weihermatten-Grundschule. „Die Kinder werden von drei Lehrkräften begleitet, von denen zwei Russisch als Muttersprache beherrschen. Der Hauptteil des Unterrichts erfolgt digital von ukrainischen Lehrkräften. Wir hier an der Weihermatten sorgen mit der VKL für die Integration der Kinder und helfen ihnen bei der Bewältigung möglicher Traumata.“ Auch wenn die Solidarität mit den ukrainischen Kindern auch an der Weihermatten-Schule derzeit spürbar hoch ist, so stellt Dr. Sonja Birkle klar, dass kein Kind aufgrund seiner Herkunft bevorzugt wird. „Alle Schülerinnen und Schüler werden an unseren Schulen gleich behandelt“, unterstreicht auch Monika Berger, die Schulleiterin der Anton-Leo-Grundschule, in deren Einzugsgebiet ebenfalls Menschen verschiedenster Nationaltäten leben. „Für alle ist das Erlernen der deutschen Sprache der Schlüssel für ein gelungenes Miteinander“, so beide Schulleiterinnen.
Weitere Herausforderungen für die Schulen wurden ebenfalls angesprochen. „Die Klassengröße sehe ich als großes Problem, wenn ich mit Schulleitungen, Lehrer:innen und Elternverterter:innen spreche. Natürlich sind FSJ-Kräfte eine willkommene Unterstützung, aber für mich ist der Klassenteiler, derzeit bei 28 Schüler:innen, die Hauptursache für Probleme an der Schule“, stellt Bürgermeister Alexander Guhl klar. „Unsere Schulen leisten hervorragende Arbeit, aber Bildungsgerechtigkeit sieht für mich anders aus.“ Problematisch seien laut den Anwesenden auch die späte Stellenzusage und die allgemeine schwerfällige Reaktion des Landes Baden-Württemberg auf Herausforderungen in der Schullandschaft. Umso besser sei dafür der Austausch zwischen den Schulen und dem Schulamt, etwa wenn es um den Einsatz von Schulpsychologen oder Sozialpädagogen geht. „Wir sind auf diesen unkomplizierten Austausch auch angewiesen“, unterstreichen Dr. Sonja Birkle und Monika Berger. Die Aufgaben der Schulen seien vielfältiger geworden und Corona war wie ein Brennglas für die Schüler:innen, aber auch für deren Eltern: das Miteinander lernen, Geduld und Konfliktlösung müssen zum Teil erst wieder erlernt werden.
„Investitionen in die Bildung von Kindern sind langfristige Investitionen. Aber Bildung ist mehr als nur der reine Wissenstransfer. Gerade in den Grundschulen wird der Grundstock für soziales Lernen gelegt, das heißt das Erlernen von sozialen Kompetenzen“, sagt Rita Schwarzelühr-Sutter. „Sie haben deutlich gemacht, dass Sie für jedes Kind kämpfen. Umso wichtiger ist es, dass alle Institutionen gut verknüpft sind und das gemeinsame Ziel ein gutes Ergebnis für die Kinder stets Vorrang hat.“