„Die Lärmbelastung soll wieder einmal Richtung Südbaden ausgelagert werden“

Der Züricher Regierungsrat hat den Ausbauplänen der Flughafen Zürich AG zugestimmt und dem Kantonsrat zur Genehmigung vorgelegt. Die mit der Verlängerung der Piste 28 in westliche Richtung und der Piste 32 in Richtung Norden verbundene Verlagerung von Starts und Landungen verstärkt die Lärmbelastung im Osten, Nordosten und Nordwesten des Flughafens. Für die SPD-Bundestagsabgeordnete und Umwelt-Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter heißt das: „Die Lärmbelastung soll wieder einmal in Richtung Südbaden ausgelagert werden. Das ist nicht akzeptabel“.

Zusammen mit seinem Votum für die Ausbaupläne der Flughafen AG hat der Züricher Regierungsrat seinen Antrag beim Kantonsrat veröffentlicht, aus dem noch einmal die Detailfolgen der geplanten Veränderungen hervorgehen. Demzufolge würde die Lärmbelastung südlich des Flughafens stark abnehmen, weil Landungen vermehrt über die verlängerte Piste 28 in Ost-West-Richtung erfolgen sollen.

Das bedeutet Lärmsteigerung im Osten durch zusätzlich landende Flugzeuge und leichte Lärmreduktion im Westen, weil die Anzahl der Starts von Piste 28 im Gegenzug verringert würden. Im Nordwesten und Nordosten des Flughafens würde die lärmbelastete Fläche zunehmen, weil mit Verlängerung der Piste 32 der Abhebepunkt nordwärts verschoben würde.

„Damit würde Zürich vom Lärm entlastet und die nördlich des Flughafens gelegene Grenzregion würde zusätzlich belastet. Das ist wieder ein Plan, von dem nur die Schweizer Seite profitiert“, sagt die SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter. Die Züricher Regierung weist in ihrem Antrag an den Kantonsrat darauf hin, dass insgesamt eine Verbesserung bei der Fluglärmbelastung erzielt werde, weil die Zahl der Personen in Gebieten über den Lärmgrenzwerten durch die Verlagerung des Lärms in weniger dicht besiedelte Gebiete insgesamt leicht abnehme. Auslöser für die Ausbaupläne war ein Vorfall vom 15. März 2011. Damals waren zwei startende Flugzeuge auf sich kreuzenden Pisten beinahe ineinander gerast. Die folgende Sicherheitsüberprüfung führte zum Plan, für insgesamt rund 250 Millionen Franken die Ost-West-Piste 28 um 400 Meter auf 2900 Meter in Richtung Westen zu verlängern und die Piste 32 in Richtung Norden um 280 Meter auf 3580 Meter auszubauen.

Damit wäre der Weg frei für ein verändertes Betriebskonzept mit deutlich weniger Kreuzungsverkehr und neuer Pistenkapazität, mit der auch die siebenstündige Nachtflugsperre über der Schweiz eingehalten werden könnte. Auch das zieht Rita Schwarzelühr-Sutter in Zweifel: „Der Klimawandel zwingt uns zwar eigentlich zum Umdenken im Luftverkehr, aber niemand garantiert, dass wir am Ende des Tages unter dem Limit bleiben. Und dann sind neuen Ausnahmen wieder Tür und Tor geöffnet“.

Bisher sieht das Betriebskonzept Landungen von Osten auf Piste 28 und Starts nach Norden auf den Pisten 32 und 34 nach 21 Uhr (bzw. nach 20 Uhr am Wochenende und an Feiertagen in Baden-Württemberg) und bei Westwind vor. Weil mit 2500 Meter Länge zu kurz, können bisher nicht alle Flugzeugtypen bei allen Wetterlagen auf Piste 28 landen. Und Piste 32 ist mit bisher 3300 Metern Länge für Starts von Großraumflugzeugen teilweise zu kurz. Die Ausweichbahn ist jeweils die Piste 34. Doch um sie nutzen zu können, müssen die Flugzeuge jeweils die Piste 28 kreuzen.