Die Risiken der Atomkraft machen nicht an Grenzen Halt

35 Jahre seit Tschernobyl, zehn Jahre seit Fukushima: Heute, am 26. April, jährt sich einmal mehr die Reaktorkatastrophe im ukrainischen Tschernobyl. Damit, dass Deutschland im kommenden Jahr endgültig aus der Atomkraft aussteigt, ist eine entscheidende Etappe der Energiewende erreicht. Am Ziel ist die neue Energiepolitik noch lange nicht. Die SPD-Bundestagsabgeordnete und für nukleare Sicherheit zuständige Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter sagt zum Tschernobyl-Tag: „Die Atomkraft ist eine veraltete Technologie, deren Gefahrenpotentiale und Risiken nicht an Ländergrenzen haltmachen. Deshalb ist es völlig richtig, dass wir in Deutschland 2022 endgültig aus der Atomverstromung aussteigen. Wir brauchen die Atomenergie nicht, um das Klimaschutzabkommen von Paris einzuhalten. Mit dem konsequenten Ausbau der Erneuerbaren Energien werden wir 2050 emissionsneutral sein.


Mit der Überalterung der Atomreaktoren steigt das Risiko der Atomkraft. Die Bundesregierung lehnt deshalb Laufzeitverlängerungen ab. Dass in Nachbarländern wie beispielsweise der Schweiz und Frankreich inzwischen Betriebszeiten von deutlich mehr als den eigentlich vorgesehenen 40 Jahren erwogen werden, sehe ich mit großer Sorge für unsere Region“, so die Waldshuter SPD-Abgeordnete weiter. „Es wäre schon einiges gewonnen, wenn die beiden Länder bei Entscheidungen über längere Laufzeiten ihre Nachbarstaaten mittels grenzüberschreitender Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) einbeziehen würden. Dafür setzt sich das Bundesumweltministerium (BMU) intensiv ein. Nachdem die Schweiz mit dem gesetzlichen Neubauverbot schon einen entscheidenden Schritt gemacht hat, wäre Klarheit darüber, wann das letzte Atomkraftwerk im Nachbarland vom Netz gehen wird, ein großartiges Signal.“

Bundesumweltministerin Svenja Schulze warnt am 35. Jahrestag der Atomkatastrophe von Tschernobyl vor den weiter unbeherrschbaren Risiken der Atomkraft und spricht sich für eine konsequente Vollendung des deutschen Atomausstiegs und gegen jede weitere Förderung der Atomkraft mit EU-Mitteln aus. Dazu hat sie einen 12-Punkte-Plan vorgelegt. Schulze sagt: „Tschernobyl ist ein tragischer Beleg für alles, was gegen die Atomkraft spricht. Diese Technik ist unverzeihlich gegenüber menschlichen Fehlern, ihre Risiken sind unbeherrschbar, ihre Folgen weitreichend. Atomkraft ist alles andere als nachhaltig.“

Es ist bis heute ein großes Problem, einen havarierenden Reaktor und die Kernschmelze sicher von der Umwelt abzuschirmen. Das hat Fukushima gezeigt. In Tschernobyl dauerte es 35 Jahre, um mit einer neuen Schutzhülle, dem sogenannten „New Safe Confinement“, den zerstörten Block 4 sicher einzuschließen. Das eigentliche Problem im Innern der Schutzhülle – die Bergung und Entsorgung von Kernschmelze und anderen radioaktiven Abfällen – ist damit noch nicht gelöst.