Innovatives Konzept für die Kindermedizin im Landkreis Waldshut gefordert
Die Kinderärzte in unserem Landkreis arbeiten bis zur Erschöpfung – doch ein „Weiter so“ kann keine Lösung sein. Das wurde mir in einem Gespräch mit der Lauchringer Kinderärztin Dr. Audrein James noch einmal deutlich. Trotz ihres Rentenalters führt sie ihre Praxis weiter, weil sie ihre kleinen Patientinnen und Patienten nicht im Stich lassen will. Doch eine Nachfolge ist trotz aller Bemühungen nicht in Sicht. „Es geht mir darum, die Kinder, die ich behandle, nicht im Stich zu lassen“, erklärt Dr. James. Viele Familien sind auf eine kontinuierliche und vertrauensvolle medizinische Betreuung angewiesen. Ich möchte sicherstellen, dass kein Kind aufgrund von Unterversorgung in seiner Entwicklung benachteiligt wird.
Wir müssen die ärztliche Versorgung neu denken!
Ich hoffe, dass die Kassenärztliche Vereinigung offen für innovative Ansätze ist. Wir brauchen ein zukunftsfähiges Gesamtkonzept, das junge Eltern mit Basiswissen unterstützt und niedrigschwellige Anlaufstellen im Stil der früheren Gemeindeschwestern bietet. Gleichzeitig müssen wir junge Mediziner gezielt fördern – etwa durch die Ausbildung engagierter Schulabsolventen aus der Region oder die Schaffung attraktiver Teilzeitmodelle. Die strikte Trennung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung gehört auf den Prüfstand. Junge Ärzte scheuen oft das Risiko einer eigenen Praxis, daher muss die Möglichkeit der Anstellung in Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) stärker ausgebaut werden. Dass solche Modelle funktionieren, zeigen Beispiele wie in Bad Säckingen und Klettgau.
Kommunale MVZ als Zukunftsmodell
Ich sehe kommunale MVZ, wie sie durch die kreiseigene „Medizin am Hochrhein GmbH“ betrieben werden, als wichtigen Baustein zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung. Sie müssen von Bürokratie entlastet werden, damit sich das medizinische Personal auf seine Kernaufgaben konzentrieren kann. Investorengeführte MVZ lehne ich jedoch ab – sie führen laut der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung zu Fehl- und Überversorgung und werden vulnerablen Gruppen nicht gerecht.
Mehr Unterstützung für junge Eltern
Früher wurde medizinisches Wissen in Mehrgenerationenfamilien weitergegeben – heute ist das nicht mehr selbstverständlich. Ich fordere daher, dass Institutionen wie Krankenkassen, die Arbeiterwohlfahrt oder das Rote Kreuz verstärkt Kurse zur Wissensvermittlung anbieten. So können wir Eltern entlasten und verhindern, dass Kinderarztpraxen oder Notaufnahmen für Bagatellfälle überlastet werden. Ich werde mich dafür einsetzen, dass auch alternative Finanzierungsquellen – etwa durch Stiftungen – geprüft werden.
Dringender Handlungsbedarf in der unfallärztlichen Versorgung
Nicht nur die kinderärztliche, sondern auch die unfallärztliche Versorgung im Landkreis Waldshut steht vor großen Herausforderungen. Die Schließung der chirurgischen Praxis von Dr. Boll in Lauchringen hat die Lage verschärft. Im Umkreis von 30 Kilometern um Waldshut gibt es nur noch zwei Durchgangsärzte – die Folge: überfüllte Notaufnahmen in den Kreiskliniken. Hier müssen wir dringend nachsteuern.
Mein Fazit
Wir brauchen ein nachhaltiges und innovatives Konzept für die medizinische Versorgung im Landkreis Waldshut – von der Kindermedizin bis zur unfallärztlichen Versorgung. Nur durch verstärkte Kooperationen und neue Lösungsansätze können wir eine langfristig gesicherte Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum gewährleisten. Dafür setze ich mich ein!