Lange gefördert, jetzt auf der Teststrecke: Strom aus der Oberleitung bringt Lkws in Fahrt

Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium Rita Schwarze-lühr-Sutter hat gerade zusammen mit dem baden-württembergischen Landesverkehrsminister Winfried Hermann die Pilotstrecke für elektrisch betriebene Oberleitungs-Hybrid-Lkw im Murgtal in Betrieb genommen. eWayBW ist ein Pilotprojekt zu elektrisch betriebenen Oberleitungs-Hybrid-Lkw. Auf einer etwa 18 Kilometer langen Teststrecke bei Rastatt – davon vier Kilometer elektrifiziert – können Lkws mit entsprechender Technik über Oberleitungen Fahrstrom beziehen. Gleichzeitig wird eine Batterie aufgeladen, die dem Lkw eine emissionsfreie Weiterfahrt nach dem Ende der Oberleitung ermöglicht. Die Testphase wird bis Juni 2024 dauern.

„Mit der modernen Technik wird der Güterverkehr klimafreundlicher. Der heutige Tag ist ein weiterer wichtiger Schritt für mehr Klimaschutz“, sagt Rita Schwarzelühr-Sutter: „Es muss natürlich auch mehr Verkehr auf die Schiene – auch eine Herausforderung, die mancherorts an ihre Grenzen stößt. Wir brauchen deshalb beides: Ausbau der Schiene und klimafreundliche Lösungen für die Straße.

Oberleitungs-Lkw können eine sinnvolle Alternative werden. Sie sind sauberer und effizienter als Lkw mit Dieselantrieb. Die leisen Laster legen viele Kilometer mit geringem Energieaufwand zurück und stoßen keine schädlichen Abgase oder Treibhausgasemissionen aus. Das bestätigen uns die Untersuchungen auf Teststrecken immer wieder. Deshalb fördert das Bundesumweltministerium die Entwicklung von Oberleitungs-Lkw seit vielen Jahren. Mit der Teststrecke im Murgtal sammeln wir wichtige Erfahrungen für die Praxis und nutzen sie im internationalen Austausch“.

Landesverkehrsminister Winfried Hermann sagte, dass alle gemeinsam gefordert seien, den Verkehr klimafreundlicher zu gestalten. Das Projekt eWayBW helfe dabei, geeignete Lösungen für den Straßengüterverkehr zu finden. Mit dem im Projekt integrierten Technologievergleich werden erstmals alle derzeit erfolgsversprechenden alternativen Antriebslösungen für schwere Nutzfahrzeuge im Realbetrieb erprobt und miteinander verglichen.

Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat den Bau der Oberleitungen an der B 462 im Murgtal federführend betreut. Die Mobilitätszentrale Baden-Württemberg, die zum Regierungspräsidium Tübingen gehört, wird den Betrieb leiten. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet. Das Fraunhofer-Institut für System und Innovationsforschung leitet das Forschungskonsortium eWayBW.

Ziel des Pilotprojekts ist ein realitätsnaher elektrischer Betrieb von Oberleitungs-Hybrid-Lkw (OH-Lkw), um bisherige Erkenntnisse zu erweitern. Eine wissenschaftliche Begleitforschung wird vor allem Aspekte der Energieversorgung sowie Auswirkungen auf Lärm, Luftschadstoffe und straßenplanerische Maßnahmen untersuchen. Die B 462 im Murgtal wurde für das Pilotprojekt gewählt, weil auf der Strecke jährlich 510.000 Tonnen Papier im 24 Stunden/7 Tage-Betrieb bewegt werden. In Summe legen die OH-Lkw damit pro Jahr rund 250.000 Kilometer im Bereich der Oberleitungen zurück.

Die Kosten für das Projekt betragen insgesamt ca. 28. Millionen Euro. Darin sind Planung, Bau und Betrieb sowie die Wissenschaftliche Begleitforschung enthalten. Mit 26,4 Millionen Euro übernimmt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) mit dem Förderprogramm „Erneuerbar Mobil“ einen Großteil der Kosten. Der Eigenanteil des Landes beträgt rund 1,6 Millionen Euro.

Das BMU unterstützt seit vielen Jahren die Weiterentwicklung der Oberleitungstechnologie zur Elektrifizierung des Schwerlastgüterverkehrs. Bis 2024 werden insgesamt drei Teilstrecken gefördert: Neben dem Projekt eWayBW auf einer Bundesstraße in Baden-Württemberg laufen die Projekte ELISA und FESH auf Autobahnen in Hessen und Schleswig-Holstein. Dort sind bereits seit 2019 Oberleitungs-Lkw im realen Transportbetrieb im Einsatz. Das BMU unterstützt alle drei Projekte beim Aufbau der Infrastruktur, beim Betrieb der Teststrecken sowie bei der begleitenden Forschung mit insgesamt rund 103 Millionen Euro.