WIR.MACHEN.ZUKUNFT. Zeigen, was wir bauen – und nicht, was abgebaut wird

Wenn Normalität zerbricht, lohnt es sich, über ihre Sinnhaftigkeit zu diskutieren. Corona hat unseren Alltag umgekrempelt, Konsum-Muster gesprengt und zu klaren Prioritäten genötigt. Nach der Krise können wir eine Aufholjagd starten, die das alles vergessen lassen soll – oder die Chance ergreifen, für unser künftiges Zusammenleben zu lernen und eine neue Normalität anzustreben. Darüber, was mit Blick auf die im Kampf gegen den Klimawandel unverzichtbare Transformation von Lebensalltag, Wirtschaft und Gesellschaft wirklich notwendig ist, sprach SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter im OnlineDialog mit Prof. Dr. Maja Göpel, Transformationsforscherin, Nachhaltigkeitswissenschaftlerin und Autorin von „Unsere Welt neu denken“. 

Wie schnell wir unter Umständen bereit sind, unser Konsumverhalten radikal zu ändern, hat sich zu Beginn der Pandemie gezeigt: Toilettenpapier und Grundnahrungsmittel haben plötzlich den Platz in unserem Warenkorb beansprucht.

Mit jeder neuen Corona-Welle hat sich der Konsum danach neu gewonnenen Erfahrungswerten angepasst: Keine Hamsterkäufe mehr, dafür sind beispielsweise Lebensmittel im Wert gestiegen. Mehr Geld wurde für gutes Essen zuhause ausgegeben – für viele jetzt auch eine Investition in die Gesundheit. Aber nicht jeder kann sich das auch leisten, weil zugleich Arbeitsplätze und Einkommen in Gefahr sind.

Die Lockdowns unterdrücken den gewohnten Impuls, uns jederzeit alles verfügbar machen zu können. Das wirtschaftliche Wachstum wird ausgebremst. Unternehmer wie Konsumenten beklagten, dass die pandemiebedingte Einschränkung die alte Normalität und damit geübte Verhaltensmuster begrenzt und aufgebrochen hat.

Die Frage, was für eine gute Lebensqualität in Zukunft wirklich wichtig ist, und welchen Preis wir dafür zu zahlen bereit sind, gewinnt an Bedeutung und beeinflusst auch das Konsumverhalten. Die Pandemie verdrängt nicht etwa die Klimadebatte, sondern die sozialen und die ökologischen Werte summieren sich zu einer Verschiebung in unserer Lebensgleichung auf.

Maja Göpel bringt das in ihrem Buch „Unsere Welt neu denken“ auf die Formel: „Wachstum als Mittel, nicht als absoluter Zweck.“ Die von der Pandemie erzwungenen Verwerfungen könnten also ein Ausgangspunkt für die Neuausrichtung unseres Miteinanders mit sozialen und ökologischen Zielen sein.

WIR.MACHEN.ZUKUNFT. mit Professorin Dr. Maja Göpel war ein Bündel von Impulsen, die sich nicht mit Benchmarks der Vergangenheit messen lassen. Der Online-Dialog mit der Hamburger Zukunftsforscherin ist Inspiration für alle Zukunftseher:innen. Das ganze Gespräch mit Maja Göpel gibt’s hier.

 

 

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Zur Person:

Prof. Dr. Maja Göpel ist Politökonomin, Nachhaltigkeitswissenschaftlerin und Transformationsforscherin, Autorin und Beraterin, Hochschullehrerin und Mitbegründerin von Scientists4Future. Sechs Jahre lang wirkte sie federführend am Aufbau des World Future Council in Hamburg und Brüssel mit, inzwischen ist sie dort selbst Councillerin. Drei Jahre lange war leitete sie das Berliner Büro des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. Drei Jahre war sie als Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen (WBGU) an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft tätig,  und seit November 2020 ist sie Wissenschaftliche Direktorin am Hamburger THE NEW INSTITUTE. 2020 erschien bei Ullstein ihr Buch „Unsere Welt Neu Denken. Eine Einladung“.