Titisee-Neustadt: „Die Industrie braucht wettbewerbsfähige Energiepreise und einen guten Zugang zu klimafreundlichen Energieträgern.“ Im Gespräch mit Papierunternehmen Technocell
Wir brauchen vielfältige und nachhaltige Industrie in ländlichen Regionen. Aus diesem Anlass war ich zu Besuch bei der Firma Technocell in Titisee-Neustadt.
Die Wohnungsnot in Ballungsgebieten, die Landflucht und unnötige Pendlerströme können nur vermieden werden, wenn hochwertige Industrieproduktion in den ländlichen Gebieten zukunftssicher gemacht wird. Im Gespräch mit dem Betriebsleiter Jens Lategahn erfuhr ich mehr über die konkreten Probleme dieses Produktionsstandorts. Zwei zentrale Themen sind hier bezahlbare Energie und der Fachkräftemangel, der sogar bis zu den Speditionen durchschlägt.
Fachkräfteschwund führt zu Wissensabfluss
Der Betriebsleiter betonte, dass die Belegschaft in Neustadt schon heute eine bunte Mischung aus vielen Nationen sei, die hervorragend zusammenarbeiteten. Leider seien die Papiermacher bundesweit heute nicht mehr so mobil wie früher. Der Betriebsleiter bedauerte, dass bei Schließungen in anderen Firmen heute ein Großteil der Belegschaft lieber in andere Branchen umsteige. Dadurch ginge wichtiges Branchenwissen verloren. Als Bundestagsabgeordnete ist es mir wichtig, dass gerade Spezialwissen über die Produktion von Nischenprodukten on Deutschland geschützt werden.
Bezahlbare Energiepreise sind Voraussetzung für den Wirtschaftsstandort
Ein zweiter wichtiger Faktor sind bezahlbare und kalkulierbare Energiepreise. Die Firma hat die Durststrecke Covid stabil überstanden und profitiert von der Sicherung des Energiemarktes gegen die Folgen des Ukraine-Krieges. Aber das reiche für die Zukunftssicherung nicht aus. Die SPD will deshalb die Energiewende weiter vorantreiben und die Schieflagen bei den Netzentgelten bereinigen. Um Arbeitsplätze zu sichern, aber auch um Wirtschaft und Privathaushalte zu entlasten, wurde auf Initiative von Olaf Scholz ein Gesetzesentwurf eingebracht, der die Kosten für den Ausbau der Stromnetze deckelt und die Netzentgelte begrenzt. SPD und die Papierindustrie weisen auf die große Bedeutung des Stromnetzausbaus hin. Ein wichtiger Baustein hierfür ist der lange behinderte SuedLink zwischen den Offshore-Windparks an Nord- und Ostsee und der Industrie in Süddeutschland. Und der Ausbau der Windenergie muss weiter vorankommen. Baden-Württemberg und Bayern haben inzwischen den Anschluss an das Ausbautempo in anderen Bundesländern verloren – das muss sich dringend ändern. Immerhin stellt die Papierbranche schon bislang vier von 15 Unternehmen, die Fördermaßnahmen des Bundesklimaministeriums zur Klimaneutralität umsetzen.
Die Papierfabrik Schöller hat weltweit Standorte und produziert Spezialpapiere vom Fotopapier bis zum „künstlichen Furnier“ für Sperrholzmöbel.