Wald- und Holzprodukte werden auf das CO2-Senkungsziel angerechnet
Die möglichen Auswirkungen des neuen Klimaschutzgesetzes standen im Mittelpunkt eines Wirtschaftsgesprächs, das die SPD-Umweltpolitikerin Rita Schwarzelühr-Sutter mit Vertreter:innen der Säge- und Holzindustrie bei ihrem Besuch der Dold Holzwerke in Buchenbach geführt hat. Sie fürchten, dass die Zielvorgaben für die CO2-Senkenleistung im Landnutzungssektor zu weiteren Einschränkungen bei der Waldbewirtschaftung führen könnten. Dagegen stellte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium klar, dass nicht jeder Baum, der aus dem Waldspeicher geholt werde, auch gleichzeitig als Treibhausgasemission bewertet werde.
Kohlenstoff, der in verarbeitetem Holz gespeichert bleibe, werde für eine festgelegte Zeit im Holzproduktespeicher verbucht und damit auf die CO2 Bilanz angerechnet, so die SPD-Bundestagsabgeordnete weiter. Diese Berechnungspraxis sei plausibel. Nachvollziehbar sei aber auch, dass es nicht zugleich als ein Substitut für ein energieintensives Produkt gleich doppelt angerechnet werden könne.
Die Diskussion darüber, ob die Maßgaben des novellierten Klimaschutzgesetzes für den Wald als CO2-Senke zu marktgefährdenden Restriktionen beim Holzeinschlag führen wird, war das zentrale Thema im Gespräch der Umwelt-Staatssekretärin mit dem Sägewerksgesellschafter Erwin G. Dold, dem Geschäftsführer der Dold Holzwerke Carsten Doehring, der Geschäftsführerin des Bundesverbandes der Deutschen Säge- und Holzindustrie Julia Möbus, dem Geschäftsführer von Lignotrend Ralph Eckert, dem Leiter des Freiburger Kreisforstamtes Dr. Karl-Ludwig Gerecke und der Dreisamtäler SPD-Ortsvorsitzenden Jennifer Sühr. Dabei machten die Vertreter der Holzwirtschaft deutlich, dass sie in den verschärften Bestimmungen drei wesentliche Risikofaktoren für ihre Branche sehen.
Als einen falschen Weg bezeichneten sie weitere Nutzungsverbote für die Zielerreichung im CO2-Waldspeicher. Das schränke den Waldumbau und seine Bewirtschaftung in einem Ausmaß ein, das Lieferung und Verarbeitung des Rohstoffs Holz aus heimischen Ressourcen gefährden könnte. In dem Zusammenhang wiesen die Vertreter:innen der Säge und Holzindustrie auch darauf hin, dass ein ganz erheblicher Teil der durch den Holzspeicher erzielten Emissionsminderung gar nicht in der Landnutzung, sondern im Industrie- und Gebäudesektor bilanziert werde. Zusätzlich fürchten sie, dass die neuen Bestimmungen für die Zukunft eine Waldbestandszeit von deutlich mehr als 70 Jahren vorsehen, während die Holzwirtschaft in Zyklen von nur rund 70 Jahren rechne. Und erschwerend werde die Fichte im Waldbau künftig nicht mehr ihren bisherigen Stellenwert haben, auf den Märkten der verarbeitenden Holzindustrie dagegen schon.
„Hier wird nichts einseitig belastet, aber es wird auch nichts doppelt angerechnet“, sagte Rita Schwarzelühr-Sutter. Mit den neuen Vorgaben des Klimaschutzgesetzes werde jetzt lediglich realisiert, was im SPD-geführten Bundesumweltministerium von Anfang als Notwendigkeit berechnet worden sei, um das Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten. Dazu gehörten unter anderem auch die natürlichen CO2-Senken. Als mögliche Maßnahmen nannte sie unter anderem die Wiedervernässung von unwirtschaftlichen Agrarflächen gegen eine Entschädigung und auch die Einschränkung von Waldbewirtschaftung. „Niemand redet dabei über flächendeckende Still-Legung von Wäldern. Aber in schwer zugänglichen Gebieten können wir durchaus darüber nachdenken, den Wald für einige Jahrzehnte sich selbst zu überlassen. Schließlich geht es nicht nur um den Baum als CO2-Speicher, sondern auch um den Wasserhaushalt derBöden und einiges mehr im ökologischen Gefüge“, sagte die Umweltpolitikerin.
Rita Schwarzelühr-Sutter machte keinen Hehl daraus, dass es keine einfache Aufgabe werden wird, die notwendigen CO2-Minderungsziele in Balance mit berechtigten wirtschaftlichen Interessen zu erzielen. „Das ist die Aufgabe der nächsten Bundesregierung“, sagte die SPD-Abgeordnete weiter, „dazu sind bisher im Detail noch keine Festlegungen getroffen worden“. Mit Blick auf die Schwankungen des Holzpreises in jüngerer Vergangenheit sprach sie sich für eine verstärkte genossenschaftliche Organisation in der Wertschöpfungskette der Holzwirtschaft aus. Die Stabilisierungswirkung von Genossenschaften über unterschiedliche Marktlagen hinweg zeige sich in anderen Branchen ganz deutlich.
Dold-Geschäftsführer Carsten Doehring hatte zuvor aufgezeigt, dass der Holzpreis die starken Ausschläge nach unten und nach oben inzwischen überwunden habe und sich auf einem guten Niveau einpendle. Nach dem Preisverfall durch die Waldschäden hatte ein Holzboom in der Pandemiephase zu Spitzenpreisen am Markt geführt. „Das war weniger dem vermeintlich verstärkten Export nach USA geschuldet als vielmehr Hamsterkäufen, nachdem es aufgrund von hoher Schnittholz-Nachfrage zu Lieferverzögerungen kam“, sagte Carsten Doehring: „Wer vor kurzem noch doppelt und dreifach bestellt hat, storniert jetzt schon wieder, so dass sich die Lage zunehmend entspannt“. Dass viele holzverarbeitende Betriebe in den zurückliegenden vier Monaten entlang ihrer Auslastungsgrenzen gearbeitet haben, bestätigte Ralph Eckert, Geschäftsführer von Lignotrend aus Weilheim. Und dank ihrer langjährig soliden Geschäftsbeziehungen zu den einheimischen Sägewerken mussten sie ihren Rohstoff in der Zeit auch nicht zu Höchstpreisen kaufen.
Foto: Holzwirtschaft fordert faire CO2-Regeln: Nach einem Rundgang durch die Holzwerke Dold diskutierte die SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter (Mitte) mit kritisch gestimmten Vertretern der Branche, von links Julia Möbus, Carsten Doehring, Erwin G. Dold, Ralph Eckert, Karl-Ludwig Gerecke und Jennifer Sühr. | Foto: Büro RSS