Traktorenprotest in Waldshuter Innenstadt

In der Waldshuter Kaiserstraße hat heute ein Traktorenkorso mit ca. 50 Fahrzeugen stattgefunden. Laut Polizeirevier Waldshut verlief die Aktion ohne Kenntnis der Polizei oder des Ordnungsamtes. Betroffen war mein Wahlkreisbüro in Waldshut. In einer anonymen WhatsApp-Nachricht vom Vortag, die mir vorliegt, wurde zu der Aktion aufgerufen. Zweck und Ziel der Landwirte soll hierbei gewesen sein, mir im Wahlkreisbüro eine „Rücktrittsforderung“ zu überreichen.

 

In der Whatsapp-Nachricht wird die Motivation wie folgt dargestellt:

„Rita Schwarzelühr Sutter ist nicht irgendeine Bundestagsabgeordnete, sondern die rechte Hand von Frau Schulze als Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Umwelt und Naturschutz!!!
Ich hoffe auf viele Teilnehmer, wir wollen uns natürlich auch nicht mit 5 Traktoren blamieren!!!“

 

Blamiert haben sich vor allem diese Teilnehmer der Traktorendemo, die ganz einfach hätten herausfinden können, dass wir eine Sitzungswoche haben und ich als Mitglied der Bundesregierung Präsenzpflicht in Berlin habe. Ich bin immer bereit für einen sachlichen Dialog mit der Landwirtschaft, wie wir unsere natürlichen Lebensgrundlagen erhalten können. Leider hat sich bisher keiner gemeldet.

 

Hintergrund:

Die Gruppierung „Land schafft Verbindung -Original (LsV)“ hat gegen Bundesumweltministerin Schulze und die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz Prof. Dr. Jessel Strafanzeige wegen Volksverhetzung, Verleumdung und Betruges gestellt, dies durch eine Pressemitteilung am 20.05. bekannt gemacht und dort zu weiteren Anzeigen aufgerufen. Anlass war die Vorstellung des Berichts zur Lage der Natur am 19.5.2020. In der Pressemitteilung wird zum Hintergrund der Anzeige u.a. auf die angebliche Diffamierung der konventionellen Landwirtschaft, die angeblich unseriöse Datenbeschaffung durch „Laien-Naturschützer“ sowie die NABU-Mitgliedschaften der Bundesumweltministerin.

Die Vorwürfe von LsV sind komplett haltlos und entbehren jeder Grundlage. Wie schon bei der Auseinandersetzung zur Düngeverordnung werden wissenschaftliche Befunde bewusst diskreditiert und negiert.

Der Bericht zur Lage der Natur fasst die Ergebnisse der nach der EU-Fauna-Flora-Habitat- und EU-Vogelschutzrichtlinie alle sechs Jahre in Brüssel vorzulegenden Berichte zum Zustand der nach diesen Richtlinien zu schützenden Arten und Lebensraumtypen zusammen. Es handelt sich um einen Bericht der Bundesregierung, d.h. er ist ressortabgestimmt.

Die Arten und Lebensraumtypen gemeinschaftlicher Bedeutung sind in Anhängen der Richtlinien aufgelistet und umfassen repräsentativ Vorkommen von den Meeren, über Feuchtgebiete, Wälder, das Offenland bis hin zu Bergökosystemen. Zu den Arten und Lebensraumtypen ist nach einer auf europäischer Ebene abgestimmten und vorgegebenen Berichtmethodik zu berichten. Für die Berichte wird dabei auf sehr umfangreiche und umfassende, staatlich erhobene Daten (wie z.B. Biotopkartierungen der Bundesländer, Artenkataster und das Monitoring auf ca. 14.000 Stichprobenflächen) zurückgegriffen und diese in einem aufwändigen Prozess von Bund und Ländern gemeinsam zusammengestellt und abgestimmt. Ehrenamtlich erhobene Daten bilden nur einen kleineren Teil der Datengrundlagen. Dabei handelt es sich zwar um nicht finanziell vergütete Datenerhebungen. Trotzdem werden die Daten von Personen mit hoher fachlicher Expertise und nach festgelegten wissenschaftlichen Standards erhoben. Der nun vorliegende Bericht ist bereits der dritte seiner Art, vor 6 bzw. 12 Jahren wurden gleichartige Berichte der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Ergebnisse der nationalen Berichte für die EU-Naturschutzrichtlinien für alle Lebensraumtypen und Arten sind öffentlich zugänglich und liegen seit mehreren Monaten vor. Im Bericht zur Lage der Natur werden diese lediglich zusammengefasst dargestellt. Dabei wird der Zustand aller Ökosysteme und Arten beschrieben und nicht nur die landwirtschaftlich geprägten. Auch werden die Ursachen für den in vielen Bereichen unzureichenden Zustand der Natur breit dargelegt. Es handelt sich bei dem Bericht also weder um eine willkürliche Auswahl von Arten, noch um eine einseitige Darstellung.

Foto: privat