21.05.2012 – Drei Tage war „echte“ Politik angesagt: 140 Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren spielten in Berlin das große „Planspiel Zukunftsdialog“ der SPD-Bundestagsfraktion. Erstmals überhaupt veranstaltete eine Fraktion solch ein Methodenspiel.
In ihren Wahlkreisen konnten die Jugendlichen sich bewerben. Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sind Schülerinnen und Schüler, Studierende, Azubis, Wehrdienstleistende und Teilnehmer des Bundesfreiwilligendienstes. Direkt nach der Ankunft in Berlin ging es ins Reichstagsgebäude. Dort begrüßte sie die Parlamentarische Geschäftsführerin Petra Ernstberger.
Im Fraktionssaal der Sozialdemokraten versammelten sich die Jugendlichen als Fraktion und wählten zunächst ihren Fraktionsvorsitzenden. Schnell wurde ihnen bewusst, wie eigenwillig und kompliziert solche Wahlen in Wirklichkeit sind. Zwölf Bewerberinnen und Bewerber stellten sich zur Wahl. Gewählt wurde Miro Kneipp.
Nach der Wahl der Stellvertreter verteilten sich die Jugendlichen auf die von ihnen jeweils gewählte Arbeitsgruppe. Das sind: Arbeit und Soziales, Integration, Gleichstellung, Bildung und Forschung, Familie, Senioren, Frauen und Wirtschaft und Technologie. Sie konstituierten sich in den „echten“ Sälen der Arbeitsgruppen im Paul-Löbe-Haus und wählten ihren Sprecher bzw. die Sprecherin.
Und schon ging es weiter mit der konkreten Themenfindung. Jede AG muss nämlich einen Antrag erstellen aus einem Themenbereich, der auch in der realen Politik gegenwärtig diskutiert wird. Auch das ist etwas, das in anderen Planspielen so nicht existiert. Mit der Erarbeitung und Diskussion des Antrags begann auch der zweite Arbeitstag. Am Dienstag schließlich sollen die Anträge der gesamten Fraktion vorgestellt und zur Abstimmung gestellt werden.
Glockenübergabe durch Steinmeier Der „wahre“ Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier begrüßte die Gruppe und gratulierte seinem Alter Ego Miro Kneipp. Er überreichte ihm die Glocke, mit der eine Fraktionssitzung eingeläutet und gegebenenfalls auch Ruhe erbeten wird. Steinmeier augenzwinkernd: „Ein souveräner Fraktionschef benötigt die Glocke aber im Grunde nicht. Sie hat eher Symbolkraft.“ Das Planspiel begeistere ihn, und er versprach, die Ergebnisse würden von den echten MdBs in ihren Arbeitsgruppen diskutiert – und wer weiß: Vielleicht werden daraus „echte“ Anträge.
Am Montag arbeiteten die jungen Leute dann den ganzen Tag in ihren Arbeitsgruppen. Zunächst wählten sie ihren Sprecher oder ihre Sprecherin. Bis zum Mittag musste ein Thema gefunden werden. Intensiv diskutierten die Gruppen, feilten an Formulierungen und stimmten ab. Schnell erkannten sie, was Frank-Walter Steinmeier meinte, als er ihnen zuvor mit auf den Weg gab, sie würden nun auch die „Mühsal der Ebenen“ kennenlernen. Denn sobald die Anträge fertig gestellt waren, gingen sie zur Beratung an je zwei andere AGs. Die diskutierten die Anträge und machten Änderungsvorschläge. Am Nachmittag kamen die Anträge zurück. Nun hieß es: Änderungen annehmen oder nicht? Heftig wurde debattiert in den Gruppen. Und wie in der „echten“ Politik nahmen die Planspiel-Abgeordneten manches der Vorschläge auf, manches verwarfen sie.
Showdown mit den echten Abgeordneten Nach einem langen Arbeitstag saßen die Jugendlichen abends in der Kulturbrauerei zusammen und diskutierten ihre Erfahrungen.
Am Dienstagmorgen schließlich stellten die Jugendlichen ihre Anträge in den jweiligen „echten“ Arbeitsgruppen vor. Fasziniert hörten die wahren Bundestagsabgeordnetn ihren jungen Nachahmern zu. Manches fand Zustimmung, bei einigen Punkten aber wichen die Meinungen auch ab – ganz wie in der Wirklichkeit.
Sodann kamen die Jugendlichen zu ihrer abschließenden Fraktionssitzung zusammen. Es wurde spannend. Denn nun sollte die Gesamtfraktion über die Anträge abstimmen. Fraktionschef Miro Kneipp erteilte den Sprecherinnen und Sprechern der AGs das Wort. S