Zur Bundestagskandidatin ’21 für den Wahlkreis 288 nominiert

Mit mehr als 95 Prozent der Stimmen haben mir die Delegierten des Wahlkreises Waldshut-Hochschwarzwald (288) am 10. Oktober  in Bonndorf das Vertrauen ausgesprochen, das ich brauche, um 2021 im Bundestagswahlkampf um jede einzelne Stimme für die SPD zu kämpfen. Ich danke dafür – sehr. Dieses Votum der Ortsvereine und das vitalisierende Motivationspaket, das mir meine […]

Rita Schwarzelühr-Sutter – Newsletter 14/2020

In dieser Woche hat der Bundestag den Haushaltsentwurf 2021 beraten. Finanzminister Olaf Scholz will das Land mit einer Investitionsoffensive fit für die Zukunft machen.

Den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie setzt die Regierung eine Investitionsoffensive entgegen. Im Haushaltsentwurf für das kommende Jahr sind 55 Milliarden für Investitionen vorgesehen – deutlich mehr als vor der Krise. „Wir nehmen sehr viel Geld in die Hand, um die gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie mit aller Kraft abzumildern“, sagt Dennis Rohde, haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion.

Der Entwurf trage eine klar erkennbare soziale Handschrift, mit einem Staat als starken Partner in dieser schwierigen Zeit. Ziel sei es am Ende einen Haushalt zu formen, der „massiv in die Zukunft und den sozialen Zusammenhalt unseres Landes investiert, damit wir stärker aus der Krise kommen, als wir reingegangen sind“, so Rohde.

Dafür will der Bund 96,2 Milliarden Euro an Krediten aufnehmen für das kommende Jahr. Aufgrund des Einbruchs des Wirtschaftswachstums infolge der Pandemie hat der Staat massive Steuermindereinnahmen zu verkraften (in 2021: 42,2 Milliarden Euro, von 2021 bis 2024: 127,7 Milliarden Euro). Für 2020 wird die Schuldenquote in Deutschland auf rund 75 Prozent ansteigen. Damit liegt das Land zwar über den europäischen Fiskalregeln von 60 Prozent Neuverschuldung, schneidet im Vergleich zu anderen Ländern aber immer noch deutlich besser ab.

Nicht zuletzt die verantwortungsvolle, sparsame Finanzpolitik der letzten Jahre hat Deutschland eine starke und konsequente Antwort auf den wirtschaftlichen Einbruch ermöglicht. „Die Haushaltspolitik der vergangenen Jahre ist Grundstein dafür, dass wir heute und morgen weiter aus dem Vollen schöpfen können“, sagt Dennis Rohde.

Für das Jahr 2021 wie bereits 2020 sieht die Bundesregierung eine Ausnahme von der Schuldenregel im Grundgesetz vor. Wenn sich die Wirtschaft so erhole wie derzeit prognostiziert sei es realistisch, dass die Schuldenbremse ab 2022 wieder eingehalten werden könne, so Rohde.

Die Regierung will 2021 rund 55 Milliarden Euro investieren, insgesamt sieht sie im Zeitraum 2020 bis 2024 Investitionen in Höhe von 270,5 Milliarden Euro vor. Gerade in Zeiten der Krise zeigt sich das Gebot eines starken Sozialstaats, der diese abfedert, etwa durch die Stärkung des sozialen Wohnungsbaus oder den verlängerten erleichterten Zugang zur Kurzarbeit bis Ende 2021. „Was uns jetzt durch die Krise führt, ist die Wirtschaftskraft dieses Landes“, sagte Olaf Scholz im Bundestag bei der Vorstellung seines Haushalts, aber „auch ein tragfähiges Gemeinwesen und ein guter Sozialstaat, der in der Lage ist, in einer solchen Situation Kraft zu verleihen und die Bürgerinnen und Bürger zu beschützen“.

Mit den Investitionen soll aber auch Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit von morgen gesichert werden, mit Investitionen in Schiene, Straße und Wasserstraße, in Zukunftsbereiche wie Künstliche Intelligenz, Quantentechnologie und Wasserstoffstrategie, der Gestaltung der Digitalisierung, und auch den Kampf gegen den Klimawandel, also ganz im Interesse zukünftiger Generationen.

Die Investitionsausgaben von heute seien die Steuereinnahmen von morgen, so Olaf Scholz. „Wir stärken die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und stützen so die Konjunktur und damit Beschäftigung“.

In welche Bereiche fließen die Zukunftsinvestitionen, wie wird der Sozialstaat gestärkt, und warum können wir uns das alles leisten?

Wie hoch ist die Investitionsoffensive?

Den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie setzt die Regierung eine Investitionsoffensive entgegen. Sie will 2021 rund 55 Milliarden Euro investieren – deutlich mehr als vor der Krise. Insgesamt sieht der Regierungsentwurf im Zeitraum 2020 bis 2024 Investitionen in Höhe von 270,5 Milliarden Euro vor.  Die Investitionsausgaben seien von heute seien die Steuereinnahmen von morgen, argumentiert das Finanzministerium. „Wir stärken die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und stützen so die Konjunktur und damit Beschäftigung“, so Olaf Scholz. „Zum anderen sichern wir Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit von morgen und machen unser Land fit für die anstehenden Herausforderungen, insbesondere die Gestaltung der Digitalisierung und den Kampf gegen den Klimawandel“. Dies sei ganz im Interesse zukünftiger Generationen.

Wie hoch verschuldet sich der deutsche Staat genau?

Für 2020 wird die Schuldenquote in Deutschland auf rund 75 Prozent ansteigen. Damit liegt das Land zwar über den europäischen Fiskalregeln von 60 Prozent Neuverschuldung, schneidet im Vergleich zu anderen Ländern aber immer noch deutlich besser ab.

Die Bundesregierung plant für 2021 rund 47 Milliarden Euro sowie für 2021 bis 2024 rund 91 Milliarden Euro an Mehrausgaben. Gleichzeitig sind gegenüber der bisherigen Finanzplanung aufgrund des Einbruchs des Wirtschaftswachstums aufgrund der Pandemie massive Steuermindereinnahmen zu verkraften (in 2021: 42,2 Milliarden Euro, von 2021 bis 2024: 127,7 Milliarden Euro). Der Bund plant deshalb zur Finanzierung seiner Mindereinnahmen und Mehrausgaben für das kommende Jahr rund 96,2 Milliarden Euro an neuen Krediten aufzunehmen.

Ist diese hohe Verschuldung verfassungsgemäß?

Es ist möglich, von der in der Verfassung verankerten Schuldenbremse unter bestimmten Bedingungen abzuweichen. Aufgrund der historischen Herausforderungen durch die Pandemie empfiehlt die Bundesregierung, für das Jahr 2021 wie bereits 2020 eine Ausnahme von der Schuldenregel vorzusehen. Denn das Ausmaß der Krise erfüllt aus Sicht der Bundesregierung auch 2021 die Voraussetzungen für eine außergewöhnliche Notsituation im Sinne von Artikel 115 Absatz 2 Satz 6 des Grundgesetzes. Sie schlägt die Rückführung der die zulässige Kreditobergrenze überschreitenden Verschuldung im Zeitraum von 2026 bis 2042 vor. In den kommenden Jahren soll die Neuverschuldung weiter deutlich zurückgefahren werden, bis sie im Jahr 2024 nur noch 5,2 Milliarden Euro betragen soll. Wenn sich die Wirtschaft so erhole wie derzeit prognostiziert sei es realistisch, dass die Schuldenbremse ab 2022 wieder eingehalten werden könne, sagt Haushaltsexperte Dennis Rohde.

Können wir uns diese hohen Ausgaben leisten?

Die Haushaltslage ist dem Finanzministerium zufolge trotz der historischen Herausforderung durch die Pandemie zu bewältigen. Nicht zuletzt die verantwortungsvolle, sparsame Finanzpolitik der letzten Jahre habe Deutschland eine starke und konsequente Antwort auf den wirtschaftlichen Einbruch ermöglicht. Zum Vergleich: In Folge der internationalen Finanzkrise 2008/2009 haben die gesamtstaatlichen Schulden ihren bisherigen Höchstwert von 82,4 Prozent des Bruttoinlandprodukts erreicht – diese Schuldenquote ist bis Ende 2019 auf unter 60 Prozent reduziert worden, den europäischen Referenzwert. „Die Haushaltspolitik der vergangenen Jahre ist Grundstein dafür, dass wir heute und morgen weiter aus dem Vollen schöpfen können“, sagt Dennis Rohde.

Auch international stehe das Land mit seiner kraftvollen fiskalischen Reaktion gut da, berichtet das Finanzministerium. Deutschland habe gleichzeitig die niedrigste Schuldenquote der G7-Staaten. „Wir haben die öffentlichen Finanzen im Griff. Wir ergreifen die notwendigen Maßnahmen mit Augenmaß und großer haushalterischer Verantwortung. Und stellen gleichzeitig die Weichen, um unser Land, unsere Wirtschaft und die Beschäftigten gut für die Zukunft zu wappnen“, schreiben die Experten aus dem Bundesfinanzministerium.

In welchen Bereichen wird wieviel investiert?

Um das Land  für die Zukunft zu rüsten, werden Künstliche Intelligenz und Quantentechnologie mit jeweils zwei Milliarden Euro gefördert, für den Krankenhaus-Zukunftsfonds sind drei Milliarden Euro vorgesehen. Im Bereich der digitalen Infrastruktur ist es wichtig, die Kommunikationstechnologie am Puls der Zeit zu halten. Der Bund wird in den Jahren 2021 bis 2024 mindestens zwei Milliarden Euro in den Roll-Up von 5G, perspektivisch 6G, investieren.

Auch der Bereich Verkehr soll in den kommenden Jahren umgebaut werden, er ist der größte Investitionsblock im Haushalt 2021: Ganze 18,6 Milliarden Euro werden in die Schiene, Straße, Wasserstraße fließen. Der Fokus wird dabei auf die klimafreundliche Schiene gerichtet. Dabei soll nicht nur mit dem Schnellläuferprogramm „Digitale Schiene“ die Digitalisierung der Stellwerke beschleunigt, sondern auch der Mobilfunk-Ausbau entlang der Schiene mit einem höheren Etat vorangetrieben werden.

In der Wirtschafts- und Energiepolitik sollen auch in Zukunft Ökonomie, Ökologie und Soziales miteinander vereint werden. Bis 2024 werden 1,5 Milliarden Euro für Zukunftsinvestitionen der Fahrzeughersteller und der Zulieferindustrie sowie für innovative Forschung und Entwicklung bereitgestellt. Wissenschaft und Wirtschaft sollen bei ihrer Gemeinschaftsaufgabe unterstützt werden, die notwendigen Transformationsprozesse anzukurbeln und Arbeitsplätze zu erhalten.

Die Wasserstoffstrategie stellt die Weichen für den Aufbau einer ökonomisch erfolgreichen und nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft, die beispielsweise für eine nachhaltige Stahl- und Chemieproduktion entscheidend sein wird. In den Jahren 2021 bis 2024 wird unsere Strategie mit 6,8 Milliarden Euro umgesetzt.

Gerade in Zeiten der Krise zeigt sich das Gebot eines starken Sozialstaats. Den Zugang zum Kurzarbeitergeld deutlich zu erleichtern, war goldrichtig. Denn so konnten Millionen von Arbeitsplätzen gerettet werden. Damit die Bundesagentur für Arbeit (BA) auch künftig handlungsfähig bleibt, muss sie schuldenfrei in das Jahr 2022 starten können. Der Bund wird deswegen der BA das gewährte Darlehen am Jahresende 2021 erlassen bzw. unterjährige Liquiditätshilfen in einen Zuschuss umwandeln, sofern die BA nicht über genug eigene finanzielle Ressourcen verfügt.

Für den sozialen Zusammenhalt in unserem Land ist bezahlbarer Wohnraum die Voraussetzung. Deshalb unterstützt die Bundesregierung die Länder bis 2024 mit jährlich einer Milliarde Euro beim Sozialen Wohnungsbau. Außerdem sind im kommenden Jahr knapp 900 Millionen Euro für das Baukindergeld vorgesehen, mit dem der erstmalige Erwerb von Wohneigentum für Familien mit Kindern gefördert wird. Bis ins Jahr 2024 wachsen die Mittel auf jährlich 970 Millionen Euro an.

Und auch an anderer Stelle werden Familien und Alleinerziehende unterstützt. Neben dem Kinderbonus und der Erhöhung des Zuschlags für Alleinerziehende wird auch eine erstklassige Kinderbetreuung gefördert: Für das Programm Ganztagsschule und Ganztagsbetreuung sind in den Einzelplänen des Bundesfamilien- sowie des Bundesbildungsministerium im Jahr 2021 erneut jeweils 500 Millionen Euro Zuführung in ein noch zu errichtendes Sondervermögen veranschlagt. Weitere 500 Millionen Euro sind für das Sondervermögen Kinderbetreuungsausbau vorgesehen.

Gerade in Zeiten der Krise müssen die Kommunen handlungsfähig bleiben – trotz ihrer massiven Gewerbesteuerausfälle in diesem Jahr, die Bund und Länder 2020 ausgleichen. Zusätzlich wird sich der Bund dauerhaft in stärkerem Maße an den Kosten der Unterkunft (KdU) für Arbeitssuchende beteiligen. Die entsprechenden Ausgaben für den Bund werden im Jahr 2021 insgesamt 34,4 Milliarden Euro betragen und bis 2024 auf jährlich 36,1 Milliarden Euro anwachsen.

Für die innere Sicherheit steigen die Mittel gegenüber dem bisherigen Finanzplan erneut an: auf rund 6,9 Milliarden Euro im Jahr 2021. Wesentlich für den sozialen Zusammenhalt in unserem Land sind Vielfalt, Toleranz und Demokratie. Sie aktiv zu fördern muss uns etwas wert sein. Die Mittel hierfür wollen wir deshalb mit 151 Millionen Euro mehr als verdoppeln.

Mit dem europäischen Wiederaufbaupaket ist es gelungen, eine neue Phase der Solidarität in Europa einzuläuten. In den kommenden Jahren erhält der Bund aus der europäischen Aufbau- und Resilienzfazilität Einnahmen in Höhe von knapp 23 Milliarden Euro. Mit dem Ziel eines ökologisch nachhaltigen und sozial gerechten Aufschwungs will die Regierung diese Mittel für Reformen und öffentliche Investitionen verwenden. Der Koalitionsausschuss hat sich darauf verständigt, die Mittel für die digitale und klimafreundliche Transformation der Wirtschaft im Rahmen des Konjunktur- und Zukunftspakets zu nutzen. In den kommenden Wochen wird die Bundesregierung hierzu einen nationalen Aufbauplan erarbeiten.

Und auch jenseits der europäischen Grenzen übernimmt Deutschland Verantwortung: Mit zusätzlichen Mitteln von insgesamt rund 3,85 Milliarden Euro für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe werden die Ausgaben im Jahr 2021 gegenüber der bisherigen Finanzplanung deutlich erhöht. Damit steigt der Beitrag aus dem Bundeshaushalt an den direkten deutschen Aufwendungen für öffentliche Entwicklungszusammenarbeit ein weiteres Mal an.

Der Verteidigungshaushalt wird gegenüber der bisherigen Finanzplanung um 1,6 Milliarden Euro aufgestockt und verstetigt. Hinzu kommen im Jahr 2021 insgesamt 1,2 Milliarden Euro der insgesamt mit dem Konjunkturprogramm vorgesehenen 3,7 Milliarden Euro für konjunkturstützende Maßnahmen.

In einer zweistündigen Debatte würdigte der Bundestag die Erfolgsgeschichte der deutsch-deutschen Wiedervereinigung. Politische Priorität der SPD-Abgeordneten ist, die bleibenden Unterschiede bei Löhnen, Renten und beruflichen Chancen zu verringern.

„Nur miteinander werden wir die Zukunft gewinnen“ – so lautet eine der zentralen Lehren, die Vizekanzler Olaf Scholz zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit zieht. Es gehe darum, dass man wisse, dass man Veränderungen nicht mit sich allein ausmachen müsse, sondern dass „diese uns gemeinsam berühren“, mit Blick auf die großen Umbrüche, die die Ostdeutschen nach der Wende erfahren mussten, sagte Scholz bei der Debatte im Bundestag zu dem Thema.

Ostdeutschland habe einen „riesigen ökonomischen Strukturwandel“ erlebt, und die Bürgerinnen und Bürger hätten ihre Zuversicht dennoch nicht in Frage gestellt. Diese Erfahrung des Strukturwandels müssten die Deutschen insgesamt als gemeinsame Erfahrung in Erinnerung behalten. Deutschland habe auch aufgrund des technologischen Wandels noch viele Strukturbrüche vor sich, die alle gemeinsam bewältigen müssten.

Die deutsche Einheit sei eine Erfolgsgeschichte. Wenn jemand nach Deutschland reise, werde er zwischen Osten und Westen keinen Unterschied feststellen. „Wir sind ein Land, das ist geglückt“, sagte Scholz.

Auch wirtschaftlich sei die Einheit ein Erfolg, dennoch gebe es noch Dinge zu tun, bei Unterschieden bei den Löhnen und Gehältern, den beruflichen Perspektiven, oder auch der Rente. Es sei ein großer Fortschritt, dass es nun die Grundrente gebe. Der Vizekanzler und würdigte auch den Mut der Ostdeutschen. Die Einheit sei „von unten gekommen, sie ist vom Volk erkämpft worden». Das sei außergewöhnlich. «Es ist ein demokratischer Akt in Deutschland, einer der seltenen in unserer Geschichte.»

Aus der Wiedervereinigung erwachse auch eine besondere Verantwortung der Bundesrepublik für die Europäische Union, sagte Scholz. Die anderen europäischen Länder hätten die Einheit akzeptiert, weil sie gewusst hätten, dass Deutschland ein verlässlicher Partner war.

Nun, mit dem bevorstehenden Brexit, stehe Deutschland als bevölkerungsreichstes Land mit einer enormen Wirtschaftskraft in der Verantwortung, dazu beizutragen, dass die Union in Europa gelinge.

Auch die SPD-Abgeordnete Daniela Kolbe aus Leipzig findet, Deutschland könne auf „30 Jahre Erfolgsgeschichte blicken“. „Diese historische Aufgabe haben wir megagut gemeistert, trotzdem bleibt noch etwas zu tun, um die innere Einheit herzustellen“, sagt Kolbe. „Viele Ostdeutsche haben sich in ihrer Verletztheit eingerichtet, viele Westdeutsche in der Gleichgültigkeit. Lasst uns mehr erzählen und mehr zuhören“, wünscht sich Kolbe. „Die Leute wollen in Ost und West, dass ihre Leistungen anerkannt werden. Politisch kann ich das als Sozialdemokratin auf den Wert der Arbeit vor und nach der Wiedervereinigung zuspitzen“, sagte die Politikerin. Die Löhne im Osten seien noch viel zu niedrig im Vergleich zum Westen. Die Grundrente und der Mindestlohn, die zwei größten sozialpolitischen Projekte der vergangenen Legislaturen, würden dabei helfen, ostdeutsche Biografien besser zu wertschätzen und Unterschiede zu verringern. Doch die SPD-Fraktion bleibe da nicht stehen, sie wolle 12 Euro Mindestlohn und mehr Tarifverträge im Osten.

Michael Roth, Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, selber an der Grenze groß geworden, betont, dass der Mauerfall auch im Westen sehr viel Freude ausgelöst habe. „Das ist nicht nur ein Schatz für die Menschen in Ostdeutschland“, sagt Roth. Es müsse nun in mehr gesellschaftlichen Bereichen gelingen, auch ostdeutsche Biografien hervorzuheben.  In der Einheit müsse es nicht Einfalt, sondern Vielfalt und Weltoffenheit geben. „Dann würde es uns auch besser gelingen, in einem geeinten Deutschland für ein geeintes Europa einzutreten“, so Roth.

Der Abgeordnete Eberhard Brecht, der 1990 Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR für die SPD war, wies in seiner Rede auf die Gefahr des Rechtsextremismus hin: „Wo ist der Stolz des Herbstes 1989 geblieben?“ fragte er. Die Wertschätzung der demokratischen Strukturen scheine in Ostdeutschland zu erodieren. Das äußere sich in einer verklärenden DDR-Nostalgie, mitunter auch in Form einer rechtsradikalen Protestkultur. Brecht appelliert: „Wir müssen denjenigen energisch entgegentreten, die unsere demokratische Revolution von 1989 heute in eine nationalistische Erhebung umzudeuten versuchen“.

Die Union blockiert beim Lieferkettengesetz, doch die SPD-Fraktion kämpft weiter: Globale Konzerne sollen dafür haften, wenn ihre Zulieferer die Menschenrechte nicht achten.    

Als Frank Schwabe, Sprecher für Menschenrechte der SPD-Fraktion, jüngst nach Bangladesch reiste, erlebte er Bedrückendes: Er wurde Zeuge von Kinderarbeit. Bei einer Stadtführung durch Dakar war er in eine Fabrikruine geführt worden. In der heruntergekommenen Halle hausten mehrere 12-bis 13-jährige Kinder neben den Nähmaschinen, die sie den ganzen Tag bedienen mussten. Es war dunkel, heiß und feucht. „Die Kinder schnüffelten alle Klebstoff“, erzählt der SPD-Abgeordnete, der sich schon lange gegen ausbeuterische Kinderarbeit einsetzt.

Schwabe ist überzeugt davon, dass auch Unternehmen, die global produzieren, die Verantwortung dafür übernehmen müssen, dass die Menschenrechte entlang ihrer gesamten Produktions- und Lieferkette gewahrt werden, und kämpft deshalb für ein Lieferkettengesetz. Ein solches Gesetz soll in Deutschland ansässige, international produzierende Unternehmen in die Pflicht nehmen, dass die Menschenrechte auch in den Unternehmen gewahrt werden, die im Ausland entweder direkt für sie produzieren oder ihnen Rohstoffe zuliefern. Das würde auch helfen, die Kinderarbeit einzudämmen, die sich gerade jetzt infolge der Corona-Pandemie und der daraus resultierenden Wirtschaftskrise wieder auszuweiten droht.

„Unternehmen tragen eine große gesellschaftliche Verantwortung, um ausbeuterische Kinderarbeit nachhaltig zu bekämpfen“, schreibt das UN-Kinderhilfswerk Unicef. 152 Millionen Mädchen und Jungen – fast jedes zehnte Kind – sind nach aktueller Schätzung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO)  Kinderarbeiter – das heißt, sie müssen unter Bedingungen arbeiten, die sie ihrer elementaren Rechte und Chancen berauben. Fast die Hälfte der Kinderarbeiter – 73 Millionen – leidet unter Arbeitsbedingungen, die gefährlich oder ausbeuterisch sind – zum Beispiel in Goldminen in Burkina Faso, als Textilarbeiter in Bangladesch, auf Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste oder auf Farmen in Lateinamerika. Laut Unicef können Unternehmen eine zentrale Rolle dabei spielen, unter anderem Kinderrechte zu schützen und zu fördern, indem sie dafür sorgen, dass in der gesamten globalen Lieferkette keine Kinderarbeit vorkommt.

Die SPD-Fraktion im Bundestag hat dafür gesorgt, dass eine nationale gesetzliche Regelung zu den Sorgfaltspflichten deutscher Unternehmen entlang ihrer globalen Lieferketten im Koalitionsvertrag festgehalten ist. Doch nun, auf den letzten Metern, blockiert die Union. Nicht akzeptabel, findet die SPD-Fraktion: „Natürlich müssen global tätige Unternehmen ihren Teil beitragen, dass Menschenrechte geachtet werden. Dass keine Kinderarbeit etwa und moderne Formen von Sklaverei in ihren Produkten stecken. Diese Verantwortung müssen sie wahrnehmen“.

SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil und Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hatten bereits Eckpunkte zu einem solchen Gesetz vorgelegt. Denen zufolge sollen in Deutschland ansässige Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten dazu verpflichtet werden, sicherzustellen, dass die Menschenrechte bei all ihren Aktivitäten gewahrt sind. Das würde zum Beispiel für einen Schokoladehersteller bedeuten, dass dies auch auf den Kakaoplantagen der Fall ist. Dort darf keine Kinderarbeit stattfinden, es müssen Arbeitsschutzregelungen eingehalten werden und Arbeiter müssen sich gewerkschaftlich organisieren dürfen. Vernachlässigen die Unternehmen diese Sorgfaltspflicht, müssten sie dafür haften. So haben Betroffene die Möglichkeit, ein Unternehmen bei Verstößen zur Rechenschaft zu ziehen.

In der Bevölkerung genießen diese Pläne großen Rückhalt: So befürworten nach einer aktuellen repräsentativen Umfrage von Infratest dimap drei von vier Befragten ein Gesetz, das Unternehmen zur Einhaltung von Sorgfaltspflichten in der Lieferkette verpflichtet. Selbst unter den Anhängern der Union spricht sich eine ebenso große Mehrheit für das Gesetz aus.

Doch Teile der Union blockieren trotzdem. Strittig sind vor allem zwei Punkte: Die Unternehmensgröße, ab der das Gesetz gelten soll, und die Haftungsfrage – in der Union gibt es große Vorbehalte gegenüber einer zivilrechtlichen Haftung für die Unternehmen.

Die SPD-Fraktion hält dagegen: „Die Blockadehaltung der Union muss ein Ende haben. Ein Lieferkettengesetz ohne Haftungsregelung entfaltet ebenso wenig eine gewünschte Wirkung wie die Beschränkung auf Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erklären die Abgeordneten.

Auch Arbeitsminister Hubertus Heil will weiter für ein Gesetz kämpfen, das wirksam ist: „Wir wollen kein Alibi-Gesetz beschließen. Wir haben die Wahl zwischen Tiger und Bettvorleger“. Schließlich gehe es um nicht weniger als die Achtung der Menschenrechte, den Kampf gegen Sklaverei, Kinderarbeit, oder Menschrechtsverletzungen, die aus Umweltzerstörung resultieren. „Das ist kein Kokolores“.  Es gehe auch darum, dass die Unternehmen, die sich bereits jetzt um die Einhaltung der Menschenrechte entlang ihrer Lieferkette kümmerten, wie etwa Ritter Sport, deshalb nicht im Wettbewerb benachteiligt werden dürften.

Strittig ist nicht nur die grundsätzliche Frage, ob Unternehmen überhaupt haften müssen, sondern auch die sogenannte „Haftungstiefe“. Dabei geht es darum, wie weit die Lieferkette reicht, für die die Sorgfaltspflicht gilt. Ob es zum Beispiel nur um die Arbeitsbedingungen der in China produzierenden Firmenniederlassung geht, oder auch um den Rohstofflieferanten dieser Niederlassung. „Wir sagen, es muss um die ganze Lieferkette gehen“, so Arbeitsminister Heil. Kinderarbeit findet meist in den unteren Lieferketten statt, also ganz am Anfang des Produktionsprozesses, wie etwa auf Kakaoplantagen, bei der Haselnussernte in der Türkei oder auch in Kobaltminen im Kongo. Heil beharrt auch darauf, dass das Gesetz für alle Branchen gelten muss, während etwa Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) dafür plädiert, die Dienstleistungsbranche auszunehmen.

Bisher kümmern sich die wenigsten Unternehmen darum, ob die Menschenrechte entlang ihrer Lieferkette eingehalten werden: Nur 13 bis 17 Prozent der Firmen mit mehr als 500 Beschäftigten halten sich an die im „Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte“ formulierten Vorgaben. Die große Koalition hatte vereinbart, gesetzliche Regelungen zu erlassen, wenn nicht mindestens die Hälfte der Unternehmen freiwillig eine menschenrechtliche Sorgfalt in ihrer globalen Lieferkette walten lässt.

Die SPD-Bundestagsfraktion macht sich nun weiter für wirksames Lieferkettengesetz stark. „Viele Unternehmen sehen in einem Lieferkettengesetz einen Wettbewerbsvorteil und sind viel weiter als ihre teilweise rückwärtsgewandten Interessensverbände“, heißt es in einem Statement. „Angesichts von schuftenden Kindern in lebensgefährlichen Steinbrüchen, von Näherinnen, die mit ihrem Lohn nicht mal ihre Kinder ernähren können und Arbeitern, die bei ihrer Arbeit in giftiger Brühe stehen, um Leder für Schuhe und Kleidung zu gerben, brauchen wir ein wirksames Lieferkettengesetz – und zwar jetzt.“

 


Information für die Menschen am Hochrhein und im Hochschwarzwald

 


Erwartungen übertroffen

Abschiedsbesuch im Ministerium. Maurice Kreider aus Küssaberg-Rheinheim hat mich in den zurückliegenden Wochen zusammen mit meinem Team im Berliner Bundestagsbüro tatkräftig unterstützt. Jetzt weiß er, wie aufregend mein Alltag zwischen Wahlkreis, Bundestag und Umweltministerium sein kann. Jedenfalls hat er mir am Ende seines Praktikums verraten, dass es eine tolle Zeit für ihn war, die seine Erwartungen übertroffen hat. Danke Maurice. Und alles Gute für Dich!

 

Wir wollen die sicherste Lösung und volle Transparenz

Ich war immer eine Gegnerin der Atomkraft. Aber nun müssen wir 100-prozentig Verantwortung übernehmen und mit voller Transparenz nach einem deutschen Standort für ein Endlager von hochradioaktiven Abfällen suchen. Angesichts der Risiken für Menschen und Umwelt, die von einer solchen Lagerstätte für einen unvorstellbar langen Zeitraum – eine Million Jahre – ausgehen, müssen wir alle über Partei- und Regionengrenzen hinweg die sicherste Lösung anstreben.

Die Bekanntgabe der 90 Teilgebiete, die in Deutschland zur weiteren Untersuchung vorgesehen sind, ist nur ein allererster Schritt in diese Richtung. Weite Teile des Wahlkreises Waldshut-Hochschwarzwald (288) sind aus seismischen Gründen kein ausgewiesenes Teilgebiete. An seinen nördlichen und östlichen Rändern wird die Region allerdings von kristallinem Wirtsgestein berührt, das eine der drei geologischen Formationen ist, die in den nächsten Stufen der Standortauswahl tiefergehend untersucht werden.

Nach diesem ersten Schritt in Phase 1 wissen wir eigentlich erst einmal nur, welche Gebiete ausgeschlossen sind. Aber eben auch nicht viel mehr – alle jetzt festgestellten Teilgebiete müssen intensiv weiter untersucht und bewertet werden.

Wichtig ist mir, dass wir das Auswahlverfahren so transparent durchführen, dass uns die Bürger*innen auch noch am Ende – nach der Entscheidung für einen Endlagerstandort – immer noch abnimmt, dass wir die beste Lösung gesucht und gefunden haben für unsere und für alle nachfolgenden Generationen. Dazu ist es notwendig, jede einzelne Verfahrensstufe über fundierte wissenschaftliche Untersuchungen und Erkenntnisse abzusichern. Weiterlesen

Deutsche und Schweizer Corona-Warn-App sprechen noch nicht miteinander

Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsident*innen der Länder ergänzen die drei AHA-Präventionsregeln, mit denen die Ansteckungen  durch Corona bekämpft werden sollen, unter anderem um ein C, das für die Corona-Warn-App steht. Nach Abstandhalten, Hygienemaßnahmen und Alltagsmasken soll jetzt die App stärker in die Risikoabwehr eingebunden werden. Für die Menschen am Hochrhein ist das keine Hilfe, solange die deutsche App ihre Informationen nicht mit der Schweizer App austausche und umgekehrt.

Wenn die Corona-Warn-App jetzt zu einem der wichtigsten Instrumente bei der Bekämpfung der Pandemie erklärt wird, muss Bundesgesundheitsheitsminister Jens Spahn jetzt endlich dafür sorgen, dass die Apps grenzüberschreitend funktionieren. Ansonsten läuft am Hochrhein jeder Appell an die Bevölkerung, die App zu nutzen, weitgehend ins Leere. Ich erinnere an unsere 60.000 Grenzgänger und die für die regionale Wirtschaft wichtigen Einkäufer*innen aus der Schweiz.

Die EU-weite Verknüpfung der Corona-Apps schließt bislang die Schweiz aus, obwohl die deutsche und die eidgenössische App technologisch auf einer gemeinsamen Basis aufsetzen. Zuletzt waren auf der europäischen Ebene ungeklärte Datenschutzthemen und das Fehlen eines Rahmenabkommens über gesetzliche Vereinbarungen zwischen den beiden Ländern maßgeblich für die ausbleibende Zusammenarbeit in der App-Frage verantwortlich gemacht worden. Das dürfen wir nicht länger hinnehmen. Es geht schließlich immer noch um die Gesundheit und das Leben der Menschen hier in der Region.

Die grenzüberschreitende Bekämpfung der Pandemie muss absoluten Vorrang haben, die Zusammenarbeit der beiden Länder in dieser Frage darf keinesfalls anderen Interessen untergeordnet werden. Wir sollten nicht die weitreichenden Folgen des ersten Lockdowns vergessen, der zur Grenzschließung hin zur Schweiz geführt hat. Eine Wiederholung dieser Situation muss unter allen Umständen vermieden werden. Die Corona-Warn-App kann dazu einen wesentlichen Beitrag leisten.

 

Kindergarten Regenbogen, von links Ramona Verhülsdonk, Georg Kirschbaum, Adrian Schmidle, Max Rüttinger, Herbert Steinmeier

Ein Vorzeigeprojekt für pragmatischen Klimaschutz

Der Kindergarten „Regenbogen“ in Murg-Oberhof ist ein gutes Beispiel dafür, was eine engagierte Gemeinde mit Unterstützung des Bundes für das gute Leben ihrer Bürger und ein besseres Klima auf den Weg bringen kann. Ich bin stolz, dass Murg eine dieser Gemeinden in meinem Wahlkreis ist und so Vorbildcharakter für viele andere hat. Der Kindergarten in Oberhof wird mit einem Bundeszuschuss in Höhe von rund 186.000 Euro zu einem energieeffizienten und klimafreundlichen Haus umgebaut. Das habe ich mir mit Bürgermeister Adrian Schmidle und SPD-Gemeinderäten angesehen.

Die Fördersumme kommt aus der „Nationalen Klimainitiative“ des Bundesumweltministeriums und macht etwa 50 Prozent der gesamten Sanierungskosten aus. Heizung, Fenster, Fassade und Beleuchtung werden etappenweise auf ressourcenschonende Technologie umgestellt. In Summe senken die Maßnahmen den CO2-Ausstoss um mehr als 70 Prozent. Und gemacht wird wirklich nur das, was notwendig ist, um den Kindergarten zukunftsfähig zu machen.

„Der Kindergarten war eine echte Energieschleuder“, sagte Bürgermeister mir Bürgermeister Adrian Schmidle bei meinem Besuch, der Handlungsbedarf sei dem entsprechend groß. Der  Klimaschutz ist für die Liegenschaften der Kommune ein wichtiges Thema. Von 65 Gebäuden müssen zehn in den kommenden Jahren in die energetische Neuzeit befördert werden, sagt Klimaschutzmanager Max Rüttinger, der selbst eine Vorzeigeaufgabe in der Gemeinde Murg hat. Murg war eine der ersten Gemeinden, die einen Klimaschutzmanager eingestellt hat. Die Stelle wird über einen Zuschuss finanziert, kostet die Gemeinde kein zusätzliches Geld.

„Es ist kein Hexenwerk, kommunale Entwicklung mit Klimaschutzzielen in Einklang zu bringen“, sagt Adrian Schmidle, aber es sei wichtig, dass der Gemeinderat hinter den zukunftsfähigen Projekten und den dazu notwendigen Entscheidungen stehe. Dazu seien Diskussionen und ein konstruktiver Prozess notwendig. Und das funktioniert in Murg gut. So muss das zur Selbstverständlichkeit werden. Gerade Bildungseinrichtungen haben mehr als andere öffentliche Gebäude das Potential, von Familien und privaten Haushalten als Vorbild für Klima- und Umweltschutz wahrgenommen zu werden. Auch wenn die Erfahrungen von Kindergartenleitern Ramona Verhülsdonk zeigen, dass es nicht immer ganz leicht ist, Nachhaltigkeitsthemen in die Familien hinein zu vermitteln.

Große und wichtige Projekte lassen sich mit kommunalem Konsens und Fördergeldern sichtbar machen, im Detail ist Klimaschutz eben auch viel Fleißarbeit. Gerade Kinder und Klimaschutz sind aber unsere Zukunftsthemen. Deshalb ist es wichtig, dass Gemeinden die vom Bund bereit gestellten Fördergelder tatsächlich auch in Anspruch nehmen, um die Lebensqualität am Ort zu gestalten. Dazu zähle ich auch das  5. Investitionsprogramm „Kinderbetreuungsfinanzierung“ im Rahmen des aktuellen Konjunkturprogramms der Bundesregierung, das eine Milliarde Euro zusätzlich für 2020 und 2021 vorsieht – für neue Kindergartenplätze und auch für Hygienemaßnahmen zur Vermeidung von Corona-Infektionen.

Willi Moosmann – ein Leben für eine faire Welt

Es ist nicht irgendeine Schokolade, die Willi Moosmann mir an diesem Tag mitgebracht hat. Es ist die letzte Tafel seiner 50-Jahre-Fairer-Handel-Edition, die er ihr vor dem „Weltlädeli“ in Murg überreicht. Begleitet von erinnernden Worten und einer zentralen Forderung.

Das Treffen mit dem Team vom „Weltlädeli“ und den örtlichen SPD-Genossen ist spontan zustande gekommen. Aus Anlass der fairen Woche, die zeitgleich zur Nachhaltigkeitsinitiative des Deutschen Bundestags stattfindet. Und auch, weil im Eine-Welt-Verein gerade ein bemerkenswerter Generationenwechsel stattfindet.

Willi Moosmann, der seine Ämter an Frank Geiger und Manfred Trenkle übergeben hat, zieht noch einmal persönliche Bilanz. Über 50 Jahre fairen Handel, 35 Jahre Verein und 34 Jahre Weltlädeli – und zwei Monate Corona-Lockdown. Ohne die ehrenamtlichen Mitstreiter, sagt er, wäre die Situation nicht zu bewältigen gewesen. Nur mit ihrer Hilfe sei es gelungen, erfolgreich einen Bringdienst einzurichten und die Folgen der Pandemie abzumildern.

Dann fordert er „#mehrsteuerung“ ein und erinnert daran, dass Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Bundesentwicklungsminister Gerhard Müller 222.000 Unterschriften für das Lieferkettengesetz übergeben wurden. Der Aufschlag fürs Lieferkettengesetz ist zwar gemacht, doch auch meinen Sommergesprächen mit großen Unternehmen und Mittelständlern weiß ich,  dass es massive Bedenken gegen eine solche Regelung gibt. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir die Bedenken ausräumen können. Die qualifizierte Dokumentation von Lieferketten ist  notwendig, wenn man Produktionsbedingungen und Wettbewerb weltweit zugunsten von Menschen und Umwelt an europäischen Werten messen will. Das Lieferkettengesetz ist eine Chance, die Globalisierung fairer als bisher zu gestalten.

Um fairen Wettbewerb und um das Konsumentenwohl geht es dann auch in der weiteren  Diskussion. „Discounter bestimmen inzwischen nicht nur die Bananenpreise, sondern auch die Fleischpreise“, kritisiert Willi Moosmann. Und der örtliche SPD-Vorsitzender Georg Kirschbaum mahnt, dass gegenseitige Solidarität nicht nur unterhalb einer bestimmten Einkommensschwelle eingefordert werde, sondern dass dringend auch vertikale Umverteilung notwendig sei.

Einer, der schon immer mehr Wir und eine bessere Welt wollte, ist Willi Moosmann. Der langjährige Welt-Akteur steht sinnbildlich für eine faire Welt.

Spatenstich 2: Breitband in Rickenbach-Bergalingen

Rickenbach geht aufs Breitband – sobald die Kabel eingegraben und die Haushalte angeschlossen sind. Mit zwei Millionen Euro vom Bund, knapp 1,7 Millionen Euro vom Land und rund 410.000 Euro an Eigenmitteln erschließt sich die Hotzenwaldgemeinde ihre digitale Zukunft.

Corona hat uns noch einmal deutlich gezeigt, wie wichtig das schnelle Internet gerade in einer ländlichen Region ist – für die Wirtschaft, einen modernen Schulbetrieb und für ein Stück Lebensqualität in einer ganz besonderen Landschaft. Den Blick auf die Alpen richten zu können und mit Highspeed an die Welt angeschlossen zu sein, das wird die Bindung unserer Bürger*innen an die Region stärken.

Deshalb habe ich sehr gerne im Kreis von politischen Mandatsträgern mit Rickenbachs Bürgermeister Dietmar Zäpernick (rechts) und Martin Boos von atene Kom (links) am Sportplatz in Bergalingen zum Spaten gegriffen, um den Start in diese neue Zukunft zu markieren.

Depressionen als Corona-Folge – „Die Fatigue bereitet uns Sorgen“

Corona zermürbt die Menschen. Jüngere stärker als die ältere Generation, weil vielfach Lebenswege an entscheidender Stelle ausgebremst oder unterbrochen werden. Die Direktion der Bad Säckinger Rhein-Jura-Klinik reagiert mit einem entsprechenden Therapieangebot auf diese Beobachtung und eine wachsende Zahl von Patient*innen. Die Covid-19-Folgen waren Gegenstand eines Gesprächs mit der kaufmännischen Direktorin Sabine Pirnay-Kromer und dem ärztlichen Direktor Andreas Jähne.

Die erste Covid19-Welle habe die Rhein-Jura-Klinik gut bewältigt, bilanzieren die Klinikchef*innen Sabine Pirnay-Kromer und Andreas Jähne. Mit einer Delle von 40 Prozent in der Belegung und deutlichen Mehrkosten für den hygienischen Vorsorgeaufwand. „Wir sind den diffusen Bedrohungsgefühlen unter Patienten und Mitarbeitern mit einer klaren Linie begegnet“, sagt Andreas Jähne. In einer  psychiatrischen Akutklinik habe die direkte Betreuung der Patienten Priorität, in der Krise habe man in einzelnen Fällen versuchsweise auf die telemedizinische Betreuung gesetzt und damit gute Erfahrungen gemacht.

„Wir waren zu einer komplett neuen Arbeitsweise gezwungen“, berichtet Sabine Pirnay-Kromer, mit den Einbrüchen im ambulanten System außerhalb der Klinik sei die dringend notwendige Vernetzung verloren gegangen. Telemedizin sei geeignet zur Kompensation, lasse sich aber auch nur begrenzt abrechnen. Darüber hinaus sei es auch notwendig gewesen, die Belegungszahlen zu kappen, um die Abstände in den Therapiegruppen einhalten zu können.

Nachdem der schöne und warme Sommer viele Möglichkeiten geboten hat, im Therapiebetrieb nach draußen zu gehen, bereitet die Aussicht auf kühlere und feuchte Monate angesichts der aktuellen Coronazahlen einige Bauchschmerzen. Die Altersgruppe der 18- bis 24-jährigen Patienten ist jetzt schon vergleichsweise  stärker vertreten als in den Vorjahren. Die Pandemie zeigt auch hier Folgen.

„Wenn wir vorsichtig bleiben, die Hygieneregeln einhalten und alles tun, um die Infektionsketten zu unterbrechen, sagt Andreas Jähne, „haben wir Chancen, gut wegzukommen“. Zwei nicht zu unterschätzende Begleiterscheinungen seien die Leugner und Protestierer auf der einen Seite, und die Fatigue in der Gesellschaft auf der anderen Seite. Diese “Ermüdungstendenzen”  haben das Klinik-Team zur Entwicklung eines Therapieangebots gegen das inzwischen immer häufiger auftretende „Post-Corona-Syndrom“ veranlasst.

Der Rat, den Klinikchef Andreas Jähne zur allgemeinen Krisenintervention in der Corona-Zeit gibt, knüpft an das an, was in der Rhein-Jura-Klinik als Leitmotiv gilt. „Wichtig ist es, handlungsfähig zu bleiben oder wieder zu werden, die Situation zu akzeptieren und nach den verbleibenden eigenen Möglichkeiten zu suchen“, sagt Jähne. Jetzt eben im Rahmen dessen, was jetzt die Coronaregeln zulassen.

Unter dem Rettungsschirm für Krankenhäuser ist jedoch für die Rhein-Jura-Klinik kein Platz. Sie nimmt Patienten aus der gesetzlichen Krankenversicherungen auf, schafft jedoch nicht die Quote von 40 Prozent, die notwendig ist, um Gelder aus dem Krankenhausentlastungsgesetz zu bekommen. Viele der Patienten, die hier behandelt werden, sind über die Beihilfe versichert, haben deshalb Privatstatus und werden nicht auf die GKV-Quote angerechnet.

Rückblickend auf die erste Covid19-Infektionswelle konstatiert Andreas Jähne, dass er einen intensiven Informationsaustausch zwischen den Krankenhäuser auf Kreisebene vermisst habe. Mehr Miteinander wünscht sich das Leitungsduo der Rhein-Jura-Klinik aber nicht nur für Krisenzeiten, sondern auch für den Regelbetrieb. Um den Hochrhein zu einer echten Gesundheitsregion zu entwickeln, so Jähne und Pirnay-Kromer, sei es notwendig, ein Mehrwertkonzept zu entwickeln, dass die Stärken des medizinischen Angebots und den Erholungswert der Landschaft kombiniere und in der übergreifenden Patientenbetreuung herausarbeite. Was bisher an Abstimmung im Gange sei, basiere auf Initiative einzelner Kliniken, sagt Sabine Pirnay-Kromer. Ein Gesamtkonzept wie in der Freiburger „Health Region“ gebe es nicht.

Für die SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter ist das ein Signal, die Stunde der Neuordnung in der Gesundheitsversorgung am Hochrhein auch zum Aufbau eines gut funktionierenden Netzwerkes zu nutzen. Gerade mit Blick auf die aktuelle Umstrukturierung des klinischen Angebots im Landkreis Walds-hut und den Aufbau des Gesundheitscampus in Bad Säckingen, sei naheliegend, die Gesundheitsanbieter in der Region intensiv zu vernetzen. Als absolut wichtig bezeichnet sie es, dabei die Bürger*innen einzubeziehen und aufzuklären.

Spatenstich Norbau Klinikum

Spatenstich 1: Der Nordbau des Klinikums Hochrhein

Der symbolische Spatenstich auf einer für den Landkreis sehr wichtigen Baustelle an der Bundesstraße 34 direkt vor dem Klinikum Hochrhein. Mit diesem Startsignal für die Arbeiten am Nordbau des Waldshuter Krankenhauses hat der Kreistag die Brücke aufgespannt in die Zukunft der Gesundheitslandschaft am Hochrhein. Dafür nahmen unter anderem den Spaten in die Hand (von links) Jestettens Bürgermeisterin Ira Sattler, Landrat Dr. Martin Kistler, Waldshut-Tiengens Oberbürgermeister Frank Philipp und Klaus Denzinger.

Bis April 2021 soll hier – über dem bisherigen und auch künftigen Eingangsbereich – ein Bauwerk auf Stelzen entstehen, das Platz für neue medizinische Disziplinen schafft, die Abläufe neu sortiert und damit den gesamten Klinikbetrieb entlastet. Auf drei Stockwerken entstehen im Nordbau zwei Stationen mit 24 Betten sowie eine neue Intensivstation mit 14 Betten.

Der Nordbau ist Kernstück der dringend notwendigen Sanierung des Waldshuter Krankenhauses. Diese wäre auch im Altbestand möglich gewesen, hätte aber zu massiven Einschränkungen im Alltag der Klinik geführt. Um das zu vermeiden, hat der Kreistag zugunsten des Nordbaus entschieden. Der Nordbau ist eine Interimslösung auf dem Weg zum Zentralklinikum für den Landkreis Waldshut. Hier wird der Prototyp jenes gesundheitlichen Versorgungskonzeptes aufgebaut, mit dem wir später in das geplante Zentralklinikum nach Albbruck ziehen wollen.